Norwegen: Der Kampf um Eiskante und Öl beginnt

Norwegen. Der Ölindustrie geht es gerade schlecht. Die Nachfrage ist durch die Corona-Krise extrem gesunken, die Preise im Keller. Parallel dazu beginnt heute die Behandlung des Themas „Eiskante“ im norwegischen Storting – dabei geht es um die Frage, wie weit nördlich die Ölindustrie in der Barentssee künftig gehen darf. Umweltverbände machen mit Aktionen darauf aufmerksam.

Eiskante

Die diskutierten Varianten für eine politisch festgelegte Eiskante. Karte Pablo Izquierdo, WWF Norwegen

#SaveThe IceEdge hieß die Twitter-Aktion gestern, die der WWF angestoßen hatte, um Druck auf die norwegische Regierung auszuüben. Denn die Umweltverbände sind schon mit dem Regierungsvorschlag nicht zufrieden. Und da Erna Solberg nur noch eine Minderheitsregierung hat, ist aktuell fraglich, wo sie ihre Mehrheit sucht und welcher Preis dafür fällig ist.

Die Regierungsparteien Høyre, Venstre und KrF haben sich darauf geeinigt, dass die Grenze für Aktivitäten dort verlaufen soll, wo statistisch noch 15 Prozent Wahrscheinlichkeit dafür besteht, dass sich dort Eis befindet. Das wäre zwar teilweise ein kleines Stück südlicher als heute, aber bereits vergebende Lizenzen zur Ölsuche würden weiterhin südlich davon liegen und wären nicht berührt.

Umwelt-Fachbehörden für eine Grenze bei 0,5 Prozent Eisfrequenz

Die umweltfachlichen Behörden hatten allerdings für eine Grenze bei 0,5 Prozent Eisfrequenz plädiert. Die Eiskantenzone sei sehr veränderlich und die biologischen Prozesse darum herum sehr wichtig. Mit einer Grenze, die so südlich wie möglich liegt, soll sichergestellt werden, dass diese Prozesse nicht gestört werden oder gar durch einen Ölunfall langfristig Schaden nehmen.

Die norwegische Ölbehörde wiederum sähe die Grenze gerne bei 30 Prozent Eisfrequenz, also weiter nördlich. Der frühere Koalitionspartner Frp hätte sie gerne so nördlich wie möglich und würde die 15-Prozent Variante nicht mittragen. Ob der Regierungsvorschlag bei anderen Oppositionsparteien Unterstützung findet, ist zurzeit noch offen: Ap hat sich noch keine Meinung gebildet und den stärker ökologisch ausgerichteten Gruppierungen dürfte er nicht weit genug gehen.

Greenpeace Norwegen ist noch einen anderen Weg gegangen, um die Eiskante zu schützen: Die Aktivisten warben per SMS direkt bei den Aktionären von Norwegens Staatskonzern Equinor für einen Verzicht auf Bohrungen in der Arktis. Dessen Jahreshauptversammlung findet heute statt.

Geld aus Ölfonds für Corona-Krise

Norwegen wird in diesem Jahr kräftig in seinen Öl/Pensionsfonds greifen, um die ökonomischen Folgen der Corona-Krise abzufedern: 420 Milliarden NOK, umgerechnet 38 Milliarden Euro, sollen entnommen werden, etwa 4,2 Prozent. Die Ölindustrie gehört auch zu den Empfängern der Krisenhilfe. Der Staatsfonds hat übrigens gerade seine Mittel aus zwölf Gesellschaften zurückgezogen: Sieben werden wegen ihres besonders großen Ausstoßes von Klimagasen, fünf wegen ihres Kohle-Engagements ausgeschlossen. Zu letzteren gehört auch die RWE AG.

Früherer Artikel zum Thema:Barentssee: Eiskante auf Kollision mit Ölplänen

Dieser Beitrag wurde unter Biologie, Klima, Meer, Norwegen, Öl und Gas veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert