Noch mehr Atomkraft-Ausfall im Norden

Schweden/Finnland. Gestern wurde der schwedische Reaktor Oskarshamn 3 wie geplant heruntergefahren. Ein Schaden am Generator muss repariert werden, voraussichtlich wird das neun Tage dauern. Der Ausfall von Schwedens leistungsstärkstem Atomkraftwerk kommt ungünstig sowohl für Schweden als auch für Finnland. Denn Ringhals 4 wird immer noch repariert und der Produktionsstart vom Olkiluoto 3 hat sich weiter nach hinten verschoben.

Nordischer Strommarkt

Lage des gemeinsamen nordischen Strommarktes gestern Abend nach dem Herunterfahren von Oskarshamn 3. Quelle: Svenska Kraftnät

So sieht die Situation der Atomkraftwerke in Schweden und Finnland zu Beginn des Winters aus:

  • Vor knapp zwei Wochen war angekündigt worden, dass Oskarshamn 3 am 9. Dezember heruntergefahren wird. Es handele sich um einen Fehler am Generator, der repariert werden müsse, damit das Kraftwerk den Rest des Winters zuverlässig liefere. Oskarshamn 3 hat eine installierte Leistung von 1450 MW. Hinter Betreiber OKG stehen Uniper und Fortum.
  • Ringhals 4 wird immer noch repariert. Da sich der Schaden in der kontaminierten Zone befindet, trainieren die Mitarbeiter an einem Nachbau die einzelnen Schritte. Die Werkzeuge müssen von einer Arbeitsplattform aus Blei aus mit einer gut zehn Meter langen Verlängerung bedient werden können, berichtet Betreiber Vattenfall. Der Schaden war entstanden, weil das Kraftwerk nach einem geplanten Stopp mit einer falschen Einstellung wieder angefahren wurde. Die Reparatur werde länger brauchen als zuerst angenommen, so Vattenfall. Voraussichtlich kann die Produktion erst am 23. Februar wieder beginnen.
  • Ringhals 3 wird dieses Wochenende nur mit halber Kraft laufen, weil die Generatoren kontrolliert werden müssen.
  • In Schweden laufen damit von sechs Reaktoren nur noch dreieinhalb, was ein Problem für den südlichen Teil ist. Nordschweden hat ausreichend Kapazität durch Wasser- und Windkraft.
  • Der Testbetrieb von Olkiluoto 3 in Finnland könne frühestens am 25. Dezember wieder aufgenommen, teilte gestern Betreiber TVO mit. Dort waren nach dem Test mit voller Leistung alle vier Speisewasserpumpen beschädigt gewesen. Die Ursachenforschung sei in der Endphase. Sollte der Reaktor am 25. Dezember wieder einsatzfähig sein, könnte die reguläre Stromproduktion für das finnische Netz im Februar 2023 starten. Der Zeitplan sei jedoch unsicher, warnt der Betreiber. Nach den ursprünglichen Plänen sollte Olkiluoto 3 seit 2009 am Netz sein.
  • In Finnland bleibt damit ein strukturelles Defizit, das zurzeit hauptsächlich aus Schweden gedeckt wird. Früher importierte Finnland auch Strom aus Russland

Hohe Preise erwartet

Der Ausfall wird sich in Schweden und Finnland durch hohe Strompreise bemerkbar machen. Beide Länder haben außerdem Pläne für Abschaltungen in der Schublade, sollte es notwendig werden. Die hohen Preise und die Aufforderungen zum Sparen haben bereits Wirkung gezeigt: Laut vorläufigen Zahlen war der Verbrauch in Finnland im November neun Prozent geringer als im Vorjahr, in Schweden sind es acht Prozent.Die neue schwedische Regierung rief gestern in einer Pressekonferenz zu noch mehr Stromsparen auf, um Abschaltungen zu vermeiden – die Lage sei „akut“.

Überblick über die Energieströme und -Preise auf dem gemeinsamen nordischen Strommarkt: https://www.svk.se/om-kraftsystemet/kontrollrummet/

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Mehr Sisu gefragt: Start von Olkiluoto 3 verzögert sich weiter

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