Russisch-britischer Drohnenpilot in Norwegen freigesprochen

Norwegen. Verstoß gegen die Sanktionen und potenzielle Spionage – unter diesem Verdacht saßen zuletzt noch vier russische Staatsbürger in Norwegen in Untersuchungshaft, weil sie Drohnen hatten fliegen lassen. Einer von ihnen, Andrey Yakunin, der auch britischer Staatsbürger ist, wurde gestern freigesprochen Darüber berichteten NRK und VG. Update 12.30 Uhr und 16.45 Uhr zu den anderen Fällen unten.

Drohne

Drohne (Symbolbild). Foto Adonyi Gábor/PxHere, CCO

Der Fall Andrey Yakunin weckte aus mehreren Gründen Aufmerksamkeit und fiel aus dem Rahmen:

  • Yakunins Vater hatte früher hohe Positionen in Russland inne, unter anderem als Chef der Bahn. Er soll außerdem mit Wladimir Putin näher bekannt sein.
  • Andrey Yakunin hat außer der russischen auch die britische Staatsbürgerschaft und lebt in Italien. Er gilt als reich.
  • Er war mit einer Segelyacht unterwegs und die beanstandeten Drohnenflüge fanden auf Spitzbergen statt.
  • Einige von Yakunins Spitzbergen-Bildern wurden in mehreren Medien veröffentlicht. Sie wirken wie Norwegen-Werbung.
  • Yakunin wurde vor Gericht von dem prominenten norwegischen Anwalt John Christian Elden persönlich und von dessen Kanzleipartner Bernt Heiberg vertreten.

Gericht: Sanktionen gelten nicht für Hobbydrohnen

Das Amtsgericht von Nord-Troms und Senja in Tromsø kam zu dem Schluss, dass der Drohnentyp, den Yakunin nutzte, nicht unter die Sanktionen falle, die Norwegen im Anschluss an die EU gegen Russland erlassen hat. Das beschlossene Flugverbot gelte für Flugzeuge und registrierungspflichtige Drohnen, aber nicht für Hobbydrohnen. Die Staatsanwältin kündigte gegenüber VG bereits an, in die nächste Instanz zu gehen. Das Urteil des Amtsgerichts folgt nicht der Rechtsauffassung des Revisionsauschusses des Obersten Gerichts, das keinen Unterschied zwischen Drohnentypen machte. Es ist wahrscheinlich, dass der Fall bis zur Verhandlung vor dem Obersten Gericht (Høyesterett) kommt.

Zwei Russen bereits verurteilt

Vor dem Prozess gegen Yakunin waren bereits zwei Russen wegen Drohnenfliegens verurteilt worden, einer zu 90 Tagen und einer zu 120 Tagen Haft. Auf dem beschlagnahmten Bildmaterial hatte es aber nichts gegeben, was auf Spionage hinwies, und es handelte sich, soweit bekannt, ebenfalls um kleinere Drohnentypen. Das Urteil aus Tromsø hat Signalwirkung auch für sie. Der 50-Jährige, der am 11. Oktober am Grenzübergang Storskog mit seinen Drohnen festgenommen worden war, wurde bereits freigelassen. Er hatte Berufung eingelegt gegen sein Urteil von 120 Tagen Haft und kann sich nun bis zum nächsten Prozess frei bewegen.

Update 12: 30 Uhr: Der vierte wegen Drohnenfliegens Angeklagte wurde heute ebenfalls in Tromsø freigesprochen, berichtet NRK. Er hatte eine Hobbydrohne in Kirkenes fliegen lassen. Der Mann, Angestellter einer russischen Behörde, war auf dem Weg nach Spitzbergen gewesen mit dem Auftrag, das Bergwerk in Barentsburg zu inspizieren. Er wurde auf dem Flughafen Tromsø festgenommen.

Update 16.45 Uhr: Der 34-jährige Reisebüroleiter, der in Bergen zu 90 Tagen Haft wegen Drohnenaufnahmen verurteilte wurde, wurde heute freigelassen. Er hatte bereits 45 Tage seiner Haftstrafe verbüßt.

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