Finnland. Eigentlich sollte gestern der Testbetrieb im finnischen Atomkraftwerk Olkiluoto 3 wieder aufgenommen werden. Doch es ist weiter finnische „Sisu“ gefragt. Alle vier Speisewasserpumpen zeigten nach dem jüngsten Testlauf Risse. Nach der Ursache wird noch gesucht, meldet Betreiber TVO. Zurzeit gibt es kein neues Datum für die Fortsetzung des Testbetriebs. Eigentlich sollte Olkiluoto 3 im Jahr 2009 ans Netz gehen.
Der Schaden an den Pumpen war entdeckt worden, nachdem das Kraftwerk im Oktober erstmals mit seiner installierten Maximalleistung von 1600 MW gefahren wurde. Betreiber TVO berichtet, die Pumpen seien von einem erfahrenen Hersteller geliefert worden. Zurzeit wird das verwendete Material geprüft und nach der Ursache für die Materialschaden gesucht. Erst wenn die Ursache für den Schaden und eine Lösung für das Problem gefunden sei, könne ein neuer Zeitplan aufgestellt werden.
Geschichte von Verzögerungen und Verteuerungen
Das von Areva und Siemens gebaute Kraftwerk bei Eurajoki in Südwestfinnland bleibt damit seiner Geschichte treu, die aus Verzögerungen und Verteuerungen besteht. Zuletzt wurden Gesamtkosten von 11 Milliarden Euro dafür genannt. Dabei wartet Finnland sehnlichst auf den Betriebsstart: Noch hat das Land ein strukturelles Defizit. Im Jahr 2021 wurden 21 Prozent des benötigten Stroms importiert, hauptsächlich aus Schweden und Russland. Seit Mitte Mai liefert Russland keinen Strom mehr nach Finnland.
Massiver Windkraft-Ausbau
Olkiluoto 3 ist Europas leistungsstärkster Reaktor, und nach der Inbetriebnahme wird sich der finnische Strommix deutlich ändern. Der Anteil von Atomkraft soll dann von 26 Prozent auf 40 Prozent steigen. Doch inzwischen wird auch Windkraft massiv ausgebaut, und schon Ende des Jahrzehnts könnte Windkraft die Atomkraft überholt haben, prognostizierte jüngst der Geschäftsführer der Branchenorganisation der Energieindustrie.
Was die Windkraft jetzt schon leisten kann, wenn es nur genug bläst, zeigte sich jüngst, als Starkwind über den Norden zog: Der Börsenpreis für eine Megawattstunde Strom lag in ganz Norwegen, Schweden, Finnland und Dänemark zeitweise bei 0 Euro, die Wasserkraftwerke liefen gedrosselt.
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