Island. Ein isländischer Wirtschaftszweig wuchs im vergangenen Jahr um 35 Prozent – die Lachszucht. Im vergangenen Jahr wurden mehr als 46 000 Tonnen des begehrten Fisches in den isländischen Fjorden produziert, wie Morgunblaðið meldete. Das Gewerbe ist auf Island noch vergleichsweise jung – und umstritten. Aus denselben Gründen wie anderswo auch: Verschmutzung der Natur und Gefährdung des Wildbestandes.
Der Appetit auf Zuchtlachs scheint weltweit ungebrochen, und nirgendwo gibt es mehr davon als in Norwegen. Knapp 1,4 Millionen Tonnen Lachs wurden laut Fischereibehörde 2021 verkauft. Dagegen sind die Zahlen aus Island noch bescheiden. Die Branche rechnet weiter mit Wachstum und wirbt vor Ort damit, Arbeitsplätze zu generieren. Schwerpunkt der Lachszucht auf Island sind die Ost- und die Westfjorde.
Während einige die kommerziellen Möglichkeiten schätzen, warnen andere vor den Nebenwirkungen dieses Geschäfts, wie sie in Norwegen schon deutlich zu sehen sind. Auch auf Island gibt es Lachsläuse, und gerade meldete die Lebensmittel- und Tierschutzbehörde MAST erstmals „Lachs-Anämie“ in einer isländischen Zuchtanlage. Diese ist zwar nicht schädlich für den Menschen, aber für den Fisch. Die Lachse in dem befallenen offenen Gehege wurden vorzeitig getötet. Sie werden in Norwegen zu Dünger verarbeitet, wie RÚV berichtete. Die gesunden Fische in den Nachbargehegen dürfen als Speisefische verkauft werden. Danach soll das Gebiet ein Jahr ungenutzt bleiben.
Proteste in Seyðisfjörður
Es gibt immer wieder Proteste gegen neue Anlagen, zuletzt in Seyðisfjörður, wo 55 Prozent der Einwohner eine Petition unterschrieben, sowie im Stöðvarfjörður (beides Ostfjorde). Gegner der Lachszucht rufen dazu auf, nicht die Fehler zu wiederholen, die Norwegen gemacht hat. Andere fordern zumindest mehr Mitbestimmung und einen Verzicht auf offene Gehege. So soll die Verschmutzung begrenzt werden, außerdem können keine Zuchtlachse entweichen und sich mit Wildlachsen vermischen. Eine spezielle Komponente der isländischen Lachszucht ist, dass dahinter mehrheitlich norwegische Unternehmen stehen.
Die isländische Naturschutzorganisation Landvernd hat die isländische Regierung außerdem wegen mangelhafter Umweltprüfungsgesetze bei der europäischen Überwachungsbehörde ((ESA) gemeldet – und nun muss nachgebessert werden.
Das wird das Branchenwachstum wohl nicht aufhalten: Für 2022 wird bereits mit mehr als 50 000 Tonnen Lachs gerechnet.
Früherer Artikel zum Thema:
Am besten wäre wenn wir hier weniger kaufen… neulich sah ich erstmals auch Räucherlachs aus Island eingeschweißt in Lüneburg im Supermarkt. Neben vielen anderen Lachsangeboten ebenfalls in Plastik.