Neue Studie: Weniger Eis, weniger genetische Vielfalt bei Eisbären

Spitzbergen (Norwegen). Schrumpfende Eisflächen sind eine Gefahr für den Bestand der Eisbären – diese Folgerung scheint logisch. Eine neue norwegische Studie über Eisbären auf und um Spitzbergen zeigt, wie dieser Prozess konkret aussehen kann und dass er bereits begonnen hat. Eine Bärengruppe auf Spitzbergen hat bereits einen Teil ihrer genetischen Vielfalt verloren – es ist die am meisten isolierte im Nordwesten. Die Studie wurde in The Royal Society veröffentlicht.

Ursus maritimus

Eisbärin und Nachwuchs auf Spitzbergen. Foto AWeith/Wikimedia, CC BY-SA 4.0

Die Eisbären-Subpopulation der Barentssee lebt auf und zwischen den Inselgruppen Spitzbergen und Franz-Josef-Land und umfasst etwa 2700 Tiere. Etwa zehn Prozent davon bleiben das ganze Jahr bei Spitzbergen, die anderen folgen dem Packeis. An der Westseite von Spitzbergen ist das Eis besonders stark geschrumpft, dort führt ein warmer Strom aus dem Atlantik bis hoch in den Norden. Der „Isfjord“ ist seinem Namen schon lange nicht mehr gerecht geworden. 

Die Forschergruppe um Hauptautor Simo Njabulo Maduna vom NIBIO in Svanhovd und Eisbär-Spezialist Jon Aars vom Norwegischen Polarinstitut auf Spitzbergen konnte für die Studie auf genetische Informationen von 626 Eisbären bauen, von denen das Polarinstitut zwischen 1995 und 2016 auf Spitzbergen Proben genommen hat. Die Bären waren dafür für kurze Zeit betäubt worden. Die Geburtsjahre der Tiere reichten dabei von 1975 bis 2015. Die Daten wurden räumlich und zeitlich gruppiert. Es zeigte sich, dass die Bären aus dem Nordwestteil der Inselgruppe, die besonders stark unter dem Eisverlust zu leiden haben, heute bereits 3-9 Prozent weniger genetische Vielfalt aufweisen.

Weibliche Tiere eher ortstreu

Die Studie verweist auf ein weiteres Phänomen: Es sind vor allem weibliche Tiere, die ortstreu sind. Sie bauen an Land im ersten Schnee ihre Wurfhöhlen. In einer Region, die seltener von den auf dem Packeis lebenden Bären aufgesucht wird, bleiben ihnen nur die Partner aus der Region. Eisbärinnen, die auf dem Packeis leben, haben mangels Eis im Herbst einen weiten Weg an Land. Es kommen auch immer weniger von ihnen zu den traditionellen Plätzen.

Meereis nicht nur für die Nahrungssuche wichtig

Meereis ist für Eisbären die Grundvoraussetzung, um an ihre Hauptnahrung Robbe heranzukommen. Es ermöglicht ihnen aber auch die Bewegung über ein größeres Areal und den Austausch mit anderen. Die Forscher fanden die sinkende genetische  Vielfalt allein innerhalb dieser wenigen Bärengenerationen alarmierend. Sie befürchten, dass eine genetische Verarmung in isolierten Subpopulationen dazu beiträgt, dass der Bestand weniger fit ist für die Herausforderungen der Zukunft. Diese sind bekanntlich immer längere Zeiten ohne Eis und ohne Robben.

 

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