Spitzbergen (Norwegen). Der Plan ist umgesetzt: Der norwegische Umweltminister Sveinung Rotevatn hat persönlich den neuen Nationalpark Van Mijenfjord auf Spitzbergen eröffnet. Dieser Fjord hat im Vergleich zu anderen an der Westküste noch die besten Chancen, Eisbären und Robben das zu bieten, was sie am meisten brauchen: Eis.
Der neue Nationalpark Van Mijenfjord ist eine Erweiterung des bisherigen Schutzgebietes Nordenskiöld Land um die komplette Wasser- beziehungsweise Eisfläche, zuzüglich eines Teils des Van Keulenfjords. Das beinhaltet, dass auch der Motorschlittenverkehr auf dem Eis stark eingeschränkt wird: Einige Gebiete sind komplett tabu, andere dürfen zu bestimmten Zwecken auf dem schnellsten Weg durchquert werden. Ausgenommen davon ist noch die ehemalige Grubensiedlung Svea, die gerade zurückgebaut wird. Nur drei denkmalgeschützte alte Gebäude sollen schließlich daran erinnern.
Günstige Voraussetzungen für kaltes Wasser
Der Van Mijenfjord ist deshalb so interessant, weil die Insel Akseløya wie ein Riegel vor dem Eingang liegt. Das verhindert zu einem guten Teil, dass warmes Atlantikwasser in den Fjord eindringen kann, wie es zum Beispiel im breiten und tiefen Isfjord geschieht. Dort frieren nur noch die Seitenfjorde zu. Der Warmwasserstrom aus dem Atlantik hält die Westküste Spitzbergens inzwischen ziemlich eisfrei. Im Van Mijenfjord sollen Robben und Bären sich nun möglichst vom Menschen ungestört halten können. Robben brauchen Eis, um dort ihre Jungen zu gebären und als Ruhefläche während des Fellwechsels. Für Eisbären sind Robben die einzige Nahrung, die ihnen genug Energie gibt.
In 50 Jahren keine Eisbären mehr auf Spitzbergen?
Das ist eine gute Nachricht für die Tiere, die es mangels Eis an der Westküste immer schwerer haben, Nahrung zu finden. Wie gut sie sich wirklich halten, hängt auch von der weiteren Entwicklung ab. Bereits heute gehört Spitzbergen zu den Orten, wo sich das Klima besonders schnell erwärmt. Eisbär-Experte Dag Vongraven, der elf Jahre lang die Eisbär-Gruppe der International Union for Conservation of Nature (IUCN) leitete, verlässt nun sein Amt. Zum Abschied gab er eine düstere Prognose ab: In 50 Jahren könnte es nur noch in Kanada und Grönland Eisbären geben – ganz im Norden, wo sich noch mehrjähriges Eis hält.
Laut dem Norwegischen Polarinstitut gibt es zurzeit rund 300 Eisbären, die Spitzbergen nicht verlassen. Andere ziehen weiter über das Packeis östlich der Inselgruppe. Die Barentssee-Population umfasst sowohl Spitzbergen als auch das russische Franz-Josef-Land und umfasst zwischen 1900 und 3600 Tiere.
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