Spitzbergen.“Ursus maritimus“ ist der wissenschaftliche Name des Eisbären, und er zeigt schon, dass dieser Bär ein enges Verhältnis zu Wasser hat. Dass der Eisbär besser und länger schwimmen kann als man früher annahm, zeigen Untersuchungen mit Satelliten-Sensor-Halsbändern. Trotzdem ist es für die Art problematisch, wenn das Eis schmilzt. Darüber berichtet Wissenschaftler des norwegischen Polarinstituts im Fram Forum.
Für Aufsehen unter Eisbärenforschern sorgten 2008 die Auszeichnungen eines Halsbandes, das amerikanische Wissenschaftler einer Eisbärin in der Beaufort-See verpasst hatten. Das Tier schwamm mehr als neun Tage am Stück und 687 Kilometer. Bei den Eisbären um Spitzbergen schwammen mehrere mehr als 100 Kilometer, einer sogar 280 Kilometer. Dabei handele es sich meist um die Strecke zwischen den Inseln und der Eiskante, erklären die Wissenschaftler. Trächtige Eisbärinnen schwimmen außerdem im Herbst lange Strecken, um zu den Inseln zurückzukehren. Dort baue sie sich im Schnee die Höhle, in der sie Winterruhe halten und die Jungen zur Welt bringen. Erst im Frühjahr verlassen sie die Höhle. Dass die Eisbären bei Spitzbergen so lange schwimmen müssen, darauf weisen die Forscher hin, sei vergleichsweise neu. Vor wenigen Jahrzehnten habe um Spitzbergen noch mehr Eis gegeben und die Strecken seien deshalb kürzer gewesen.
Schwimmen kostet mehr Energie als Laufen
Dass der Eisbär auch ein Wasserbär ist, wird ihm hoffentlich helfen, trotz schrumpfenden Meereises zu überleben. Ein Grund zu Entwarnung ist dies aber nicht. Schwimmen, so haben die Wissenschaftler gemessen, benötigt sehr viel Energie, fünf mal mehr als Laufen. Eine Eisbärin, die eigentlich Reserven braucht, um ihre Jungen nach der Geburt säugen zu können, verliert bei einer dreitägigen Schwimmtour zu dem Ort, an dem sie ihre Jungen gebären will, zwölf Kilogramm ihrer Fettreserven.
Junge Eisbären können noch nicht so lange schwimmen
Der Nachwuchs wiederum kann noch nicht so lange schwimmen, weil ihm die Fettreserven fehlen, die ihn im kalten Wasser schützen. Eisbärinnen mit Nachwuchs schwimmen deshalb weniger. Andererseits benötigen gerade diese Eisbärinnen nach dem Winter in der Höhle dringend Nahrung, um weiter genug Milch für die Jungen produzieren zu können. Für eine erfolgreiche Jagd auf die Hauptnahrung Robben brauchen sie aber Eis.
Ein erwachsenes Tier mag sich also dank seiner Schwimmkünste auch bei weniger Eis durchschlagen können. Doch die Chance, als Ursus maritimus überhaupt erwachsen zu werden, sinkt mit dem Rückzug des Eises von den Orten der Geburtshöhlen an Land.