Naturpark für Teriberka – nach Touristenansturm aufgrund eines Films

Teriberka (Russland). Bis zum Film „Leviathan“ 2014  kannte kaum jemand den kleinen Ort Teriberka auf der Kola-Halbinsel an der Barentssee. Nun wird er von Touristen überlaufen. Mit der Einrichtung eines Naturparks sollen die Besucher nun in die richtigen Bahnen gelenkt werden. Der Gouverneur von Murmansk hat jetzt das Gründungsdokument unterzeichnet.

Teriberka

Natur in Teriberka. Foto Region Murmansk

Der preisgekrönte Film „Leviathan“ des russischen Regisseurs Andrej Swjaginzew wurde in Teriberka und anderen Orten der Kola-Halbinsel gedreht. Der Film rief wegen seines gesellschaftskritischen Inhalts eine heftige Debatte in Russland hervor. Teriberka mit seiner nördlichen Natur, etwa 130 Kilometer nordöstlich von Murmansk, wurde dadurch jedoch interessant. Es kommen inzwischen nach Medienberichten bis zu 40 000 Menschen jährlich in den Ort, der selbst keine 1000 Einwohner mehr hat. Diese sind von dem plötzlichen Zuspruch nur begrenzt erfreut, wie man unter anderem hier oder hier nachlesen kann.

Die Besucher besichtigen Strände, Wasserfälle und das Nordlicht, gehen angeln oder Kitesurfen. In der Natur haben sie bereits Spuren hinterlassen. Mit dem Naturpark soll nun zum einen eine Infrastruktur für diese Besucher geschaffen werden, zum Beispiel ein Infozentrum. Denn grundsätzlich ist Tourismus auf Kola erwünscht, weil das Arbeitsplätze schafft. Zum anderen sollen wichtige Gebiete und seltene Arten aber vor Zerstörung geschützt werden. Die Behörden aus Murmansk hatten auch den WWF Russland mit in das Konzept eingebunden. Bei der naturschutzfachlichen Untersuchung 2020 fanden die Wissenschaftler  31 Arten, die in der Region Murmansk auf der Roten Liste stehen und sieben Arten, die in Russland auf der Roten Liste stehen. Ein Teil des Gebietes soll einen strengeren Schutzstatus erhalten.

Gasprom gab seine Fläche nicht frei für den Naturpark

Ursprünglich hätte das Gebiet noch größer sein sollen – doch Gasprom weigerte sich, seine Fläche dafür freizugeben. Das berichtete im Frühjahr der Barents Observer nach einem Artikel von Interfax. Gasprom besitzt dort eine Fläche, auf der eine Flüssiggasanlage und ein entsprechender Hafen entstehen soll, wenn irgendwann in Zukunft das Schtokmann-Vorkommen 600 Kilometer weiter nördlich ausgebeutet wird. Die Umsetzung dieses Plans war auf bessere Zeiten verschoben worden. Zuletzt wurde 2029 als Starttermin genannt. Die Fläche war allerdings naturschutzfachlich mit untersucht worden, und es fanden sich auch dort seltene Arten. Auf diese muss Gasprom bei möglichen zukünftigen Aktivitäten Rücksicht nehmen.

Früherer Artikel zum Thema:

Erster Nationalpark auf der Kola-Halbinsel beschlossen

Trailer zum Film Leviathan auf Deutsch:

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