Nächste Etappe klar für Europas Mega-Windpark

Piteå. 1101 Windräder sollen es einmal werden. 48 stehen bereits, gebaut von der deutschen Enercon. Nun ist die Finanzierung der nächsten Etappe klar. 179 weitere Anlagen sollen in den nächsten zwei Jahren in der nordschwedischen Kommune Piteå aufgestellt werden.

Markbygden

Markbygden mit Windrädern. Foto/Visualisierung Svevind

Seit rund 15 Jahren plant die schwedische Firma Svevind an dem Windpark. Die Wahl fiel auf die Kommune Piteå und deren menschenarmes Hinterland, Markbygden. Windverhältnisse und Landschaft gelten als ideal. Das Projekt bekam schon im Planungsstadium den Titel „Europas größter Windpark an Land“. Die Ambition liegt bei einem Ertrag von insgesamt 10 Terawattstunden im Jahr.

2010 wurde das Gesamtpaket von der Regierung grundsätzlich genehmigt. 2012 durfte der erste Bauabschnitt beginnen. Aufgrund der gesunkenen Strompreise fehlte dann die Finanzierung für die Fortsetzung. 48 Anlagen von Enercon stehen jetzt. Für die Umsetzung der nächsten 179 Stück hat Svevind nun GE Renewable Energy und Green Investment gewonnen. Die Windräder, bis zu 200 Meter hoch, mit  3,6 Megawatt- Turbinen und Rotoren von 137 Metern, wird GE Renewable Energy bauen, sie sollen einmal 650 Megawatt liefern. Das notwendige Geld, rund 800 Millionen Euro, kommt von der Europäischen Investment Bank und von den deutschen Banken  NordLB, KfW, IPEX-Bank und HSH Nordbank. So  verkündet es auch GE in seiner Pressemitteilung.

Bei einer Pressekonferenz mit den neuen Investoren, über die SVT berichtete, stellte Schwedens Wirtschaftsminister diesen Schritt stolz in eine Reihe von zukunftsträchtigen Projekten im Norden des Landes: Facebook in Luleå und die geplante Batteriefabrik Northvolt in Skellefteå.

Einen ersten Kunden hat der zukünftige Windpark-Abschnitt auch schon: einen Vertrag mit dem norwegischen Aluhersteller Norsk Hydro.

Die langfristig geplanten 1101 Anlagen werden sich über 450 Quadratkilometer verteilen, eine Fläche, die etwa halb so groß ist wie die Insel Rügen. Angesichts der Windkraft-Pläne hat das Museum von Piteå eine Dokumentation über die Gegend zusammengestellt. Danach leben dort noch etwa 400 Personen in kleinen Orten, viele Gebäude sind verlassen oder werden nur noch als Ferienhaus genutzt.

Der Bottnische Meerbusen. Clipart CC/eigene Bearbeitung

Viele Menschen haben die Hoffnung, dass bei so großen Investition auch etwas in der  Region hängen bleibt – eine Hoffnung, die sich zumindest bisher nur teilweise erfüllt hat, wie der Journalist Arne Müller in seinem Buch Norrlandparadoxen für dieses und andere Projekte vorrechnet.

Eindeutig negativ werden sich die Veränderungen jedoch für die Rentierhalter auswirken: Östra Kikkejaur Sameby hat bisher seine Tiere im Herbst in der Gegend weiden lassen, für  zwei weitere war es Durchzugsgebiet. Bis tatsächlich alle Anlagen wie geplant errichtet sind, dürfte allerdings noch einige Zeit vergehen – falls es überhaupt soweit kommt.

Auf der anderen Seite des Bottnischen Meerbusens, in Finnland, will man das Problem der Stromerzeugung bekanntlich anders lösen: Dort, in Pyhäjoki, soll ein neues Atomkraftwerk gebaut werden.

 

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