Island: Schrumpfende Gletscher, mehr Vulkanausbrüche?

Island. Eine neue Studie der Universität Leeds sorgt gerade in Island für Diskussionen. Danach sollen Vulkanausbrüche zunehmen, wenn die Gletscher abschmelzen – wie sie es nun mal im Zuge des Klimawandels tun.

Gletscher

Breiðamerkurjökull, Teil des Vatnajökull.
Foto Andreas Tille/ CC BY-SA 4.0,

Dass es nach dem Ende der letzten großen Eiszeit vor gut 12 000 Jahren auf Island verstärkt zu Vulkanausbrüchen kam, ist schon länger bekannt. Die Forscher erklären diesen Zusammenhang damit, dass der nachlassende Druck durch die schrumpfenden Eismassen auf Erdmantel und Magmakammern das komplizierte geologische Gefüge unter der Insel verschob, was auch Eruptionen begünstigte. Diese Phase dauerte etwa 1500 Jahre.

Die neue Studie von Forschern der Universität Leeds und weiteren Kollegen, publiziert in Geology, zeigt nun, dass auch kleinere Zunahmen des Eises und Schmelzprozesse Auswirkungen haben. Sie belegen dies konkret an Funden zu einer Phase, die 4500 bis 5500 Jahre her ist. Damals waren die Gletscher auf Island aufgrund einer Kältephase wieder angewachsen. Der Eispanzer sorgte nun umgekehrt dafür, dass die vulkanische Aktivität signifikant nachließ – allerdings nicht sofort, sondern mit einer Verzögerung von etwa 600 Jahren. Als es wieder wärmer wurde und die Gletscher schmolzen, nahmen – zeitverzögert – auch die Ausbrüche wieder zu.

Inzwischen sieht es so aus, als könnte es in 200 Jahre gar keine Gletscher mehr geben, nicht einmal mehr den großen Vatnajökull: Solche alarmierenden Zahlen gab es im Sommer beispielsweise bei Reuters zu lesen. Dass die Insel sich hebt, weil der Druck des Eises schrumpft, ist bereits messbar: Um durchschnittlich 3,5 Zentimeter im Jahr, zeigte eine Studie aus dem Jahr 2015, über die damals der Guardian berichtete.

Abwarten am Öræfajökull 

Evakuierung Öræfajökull

Notfallpläne für den Fall eines Ausbruchs am Öræfajökull.
Quelle: Allmannavarnir

An potenziellen Ausbruch-Kandidaten fehlt es nicht. Aktuell gibt es allerdings keine Anzeichen dafür, dass der zuletzt unruhige Öræfajökull tatsächlich Ernst machen will. Der Vulkanstatus auf der Flugkarte steht zwar weiter auf gelb (erhöhte Aktivität, unsicher). Es gibt immer noch täglich Erdbeben dort, aber nur kleine. Die Evakuierungspläne des Zivilschutzes sind fertig – größte Sorge ist nach wie vor ein Gletscherlauf, also eine Welle aus Schmelzwasser, wie sie bei Vulkanen unter einem Gletscher zwangsläufig vorkommen. Dann bliebe der Bevölkerung möglicherweise nicht genug Zeit, um zu flüchten (mehr dazu hier). Aufgrund der unsicheren Situation wird es möglicherweise zunächst auch keine Touren mehr zu Islands höchstem Gipfel Hvannadalshnúkur geben, der zum Öræfajökull gehört.  Der Berg sei zu hoch, es gebe keine Möglichkeit, sich zu retten, wenn es tatsächlich zu einem Ausbruch komme. Die Route soll überarbeitet werden, so der Vertreter eines Reiseunternehmens bei Morgunblaðið.

Neben dem Öræfajökull (letzter Ausbruch 1727) gelten auch der Bárðarbunga (letzter Ausbruch 2015) und Katla (letzter Ausbruch 1918) als Unruheherde und machten in diesem Jahr auf verschiedene Weise auf sich aufmerksam. Von ersten Anzeichen bis zur Eruption können allerdings auch Jahre vergehen. Das zeigte sich zuletzt am Eyjafjallajökull, der bekanntlich dann doch ausbrach.

Frühere Artikel zum Thema:

Erinnerung an den Ausbruch des Bárðarbunga/Holuhraun 2014/2015:

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