Facebook-Server in Luleå: Das große Geld bleibt nicht hängen

Luleå. Als Facebook 2013 ausgerechnet in Luleå seine erste Serverhalle außerhalb den USA baute, war man ganz Schweden stolz auf diesen Erfolg. Die Paradise-Papers-Enthüllungen, an denen auch SVT beteiligt ist,  erinnerten nun daran, dass der Gewinn größtenteils aus Image besteht – Steuern zahlt Facebook in Schweden kaum.

Facebook Screenshot Luleå

Facebookseite Data Center Luleå (Screenshot)

Die niedrigen Außentemperaturen wurden damals als Hauptgrund angegeben, warum man sich in Luleå niederlassen will. In der Tat steigen diese nur an drei Monaten im Jahr überhaupt im Durchschnitt über 10 Grad Celsius. In fünf Monaten im Jahr liegen sie deutlich unter 0 Grad. Weniger Energie als anderswo ist also nötig, um die großen Server zu kühlen, über die Facebooks zwei Milliarden Nutzer ihre Kommunikation betreiben. Und der Strom kommt aus nordschwedischen Wasserkraftwerken.

Nicht ganz unwichtig werden allerdings auch die Zuschüsse gewesen sein, die der schwedische Staat dafür gab:  103 Millionen schwedische Kronen, später noch einen Nachschlag, insgesamt 139 Millionen Kronen oder umgerechnet 14,29 Millionen Euro. Facebook profitiert inzwischen  außerdem von einer Reduzierung der Stromsteuer für energieintensive Unternehmen.

Mit rund 150 Arbeitsplätzen in den beiden Serverhallen ist Facebook  beziehungsweise dessen schwedische Tochterfirma zwar längst nicht der größte Arbeitgeber der Provinzhauptstadt, die gerade die 77 000-Einwohner-Grenze überschritten hat. Das sind die Verwaltung (rund 10 000), die Universität (1425) und der Stahlkonzern SSAB (1275).

Die Ansiedlung der weltbekannten Marke gilt laut Norrbottens Affärer jedoch als „Game-Changer“ für die Region und zog Investitionen in ähnliche Projekte nach sich. Serverhallen gelten bereits als neue Basisindustrie, auch wenn sie weniger Arbeitsplätze mit sich bringen als die Gruben und Stahlwerke. Der Imagegewinn  für die Region wurde auch im Zusammenhang mit dem geplanten Bau einer Batteriefabrik in Skellefteå hervorgehoben.

Der direkte finanzielle Gewinn für den schwedischen Staat  fällt eher bescheiden aus: 2,5 Millionen schwedische Kronen, umgerechnet 260 000 Euro, soll das schwedische Tochterunternehmen 2016 laut breakit an Steuern gezahlt haben. Die Einkünfte aus dem Anzeigengeschäft, die für Schweden  auf etwa eine Milliarde Kronen geschätzt werden, werden laut SVT überhaupt nicht in Schweden versteuert – und auch sonst nirgendwo. In einer Extraausgabe von „Uppdrag Granskning„, dem Investigativformat des schwedischen Fernsehens (Sendung nicht mehr verfügbar), wird die rechtliche Konstruktion des Internetriesen in Schweden unter die Lupe genommen. Das Modell heißt „Double Irish“ und endet damit, dass das Geld auf den Caymaninseln landet.

An Empörung fehlt es in den schwedischen Medien dazu nicht. Doch hat sich seit den  Panama Papers im vergangenen Jahr nicht viel geändert: Für den, der Geld hat, und insbesondere für internationale Konzerne, gibt es immer noch ausreichend legale Steuerschlupflöcher.

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