Piteå (Schweden). Seit rund 20 Jahren wächst im Hinterland von Piteå das Windpark-Cluster Markbygden heran. 500 Windräder sind bereits in Betrieb. Doch nicht alle Investoren sind gut gefahren: Das Teilprojekt Markbygden ETT befindet sich in der Umstrukturierung und hat noch Verlängerung beantragt.
Die Initiative zu dem Mega-Projekt stammt von dem Deutschen Wolfgang Kropp, der dafür die Gesellschaft Svevind gründete. Ursprünglich waren in Markbygden 1101 Windräder geplant mit einer installierten Gesamtleistung von 3,4 GW. Bei 2 GW installierter Leistung ist man nun angelangt. Doch in den noch ausstehenden Teilprojekten soll die Leistung durch weniger, aber höhere Anlagen erzeugt werden – 300 Meter statt 200 Meter. Dass dafür die bereits vorliegende Genehmigung nicht gilt und neu beantragt werden musste, gehört zu den Faktoren, die die Fertigstellung verlangsamen. Die bereits fertigen Bauabschnitte wurden verkauft und gehören vielen unterschiedlichen Investoren, darunter auch der deutschen Gesellschaft Luxcara.
Markbygden ETT: Ungünstiger Stromliefervertrag mit Norsk Hydro
Markbygden ETT gehörte zu der ersten Ausbauetappe und produziert längst Strom. Dieser Teilbereich umfasst 179 Windkraftanlagen mit einer installierten Leistung von 653 MW. Seit 2018 besitzt der staatseigene chinesische Konzern 75 Prozent der Anteile daran. Doch es wurde kein gutes Geschäft. Markbygden ETT war einen Stromliefervertrag über 19 Jahre mit dem norwegischen Aluhersteller Norsk Hydro eingegangen. Doch der Windpark konnte nicht immer die zugesagten Mengen liefern, unter anderem aufgrund eines technischen Defekts, und musste Strom zu Marktpreisen dazukaufen, als es besonders teuer war.
Laut Dagens Nyheter hat Markbygden ETT 425 Millionen Euro Schulden, und es wird ein Verlust von 52 Millionen Euro erwartet. Die Gesellschaft hatte im November beim Amtsgericht in Umeå eine Umstrukturierung beantragt, was auch gestattet wurde. Norsk Hydro fordert außerdem Ersatz für Strom, der gar nicht geliefert wurde. Gerade wurde eine Verlängerung dieser Umstrukturierung beantragt, berichtet Piteå Tidningen.
Bleibt noch Geld für die Entschädigung der Rentierhalter?
Betroffen von den ökonomischen Problemen des Windparkbetreibers ist möglicherweise auch die samische Rentierhalterkooperative Östra Kikkejaur, berichtet DN: Weil ihre Tiere in dem Gebiet nun weniger Futter finden, ist mit Markbygden ETT und anderen Betreibern eine Ausgleichszahlung vereinbart worden, damit sie im Winter Futter zukaufen können. Nun befürchten sie, dass dieser Teil der jährlichen Ausgleichszahlung für das Futter nicht kommt.
Gründer hat sich aus Schweden zurückgezogen
„Markbygden“, das hügelige Hinterland von Piteå, gilt ansonsten als sehr guter Standort für Windstrom. Zu den technischen Herausforderungen gehörte der Anschluss an das schwedische 400 kV-Netz. Initiator und Windpark-Entwickler Kropp und Svevind Energy haben sich Ende des vergangenen Jahres aber komplett aus Schweden und dem Projekt Markbygden zurückgezogen, nachdem der Meilenstein von 500 Windrädern und 2 GW erreicht sind. Um die noch nicht fertiggestellten Bauabschnitte kümmert sich jetzt die norwegische Statkraft, die die entsprechende Abteilung von Svevind aufgekauft hat und in den eigenen Betrieb integrieren will.
An Abnehmern für den Strom wird es in Zukunft auch nicht fehlen. In Nordschweden wird gerade groß unter anderem in die Umstellung auf fossilfreie, aber stromintensive Stahlproduktion investiert.
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