Spitzbergen diskutiert über Kohle-Aus

Spitzbergen. Für die norwegischen Kohlegruben auf Spitzbergen ist die Zeit abgelaufen. Diese Entscheidung fiel im Rahmen der Haushaltsberatungen in Oslo für das kommende Jahr: Nur für die Schließung der Gruben Svea und Lunckefjell soll der Staat als Eigner Geld ausgeben – nicht für Investitionen.

Spitzbergen

Longyearbyen, Spitzbergen. Foto: Thomas Christiansen.

Zurzeit wird nur in einer norwegischen Kohlegrube auf der Insel gearbeitet: Gruve 7. Dort werden rund 150 000 Tonnen Kohle pro Jahr abgebaut. Rund 30 000 Tonnen davon bleiben auf der Insel und versorgen die rund 2000 Bewohner des norwegischen Ortes Longyearbyen mit Energie. Der Rest wird verschifft. Aufgrund der speziellen Eigenschaften  kann Kohle aus Spitzbergen auch in der technischen Industrie verwendet werden. Diese Grube soll auch zunächst weiter betrieben werden.

Die Grube Svea und die erst 2014 eröffnete Grube Lunckefjell pausieren schon seit zwei Jahren aufgrund des niedrigen Kohlepreises. Der Plan für eine Wiedereröffnung im kommenden Jahr lag schon in der Schublade. Dafür hätte der Betreiber, die staatliche Store Norske Spitsbergen Kulkompani, aber Geld für Investitionen gebraucht. Statt dessen verkündete Wirtschaftsministerin Monica Mæland, dass nur noch Gruve 7 weiter laufen soll. Die anderen werden abgewickelt. Begründet wurde dies damit, dass ein Betrieb mit großer Wahrscheinlichkeit unwirtschaftlich sein würde.

Eisbären

Außerhalb der Orte gilt: Vorsicht, Eisbären.
Foto Thomas Christiansen

Im Festland-Norwegen wurde dieser Beschluss begrüßt – nicht nur aus wirtschaftlichen, sondern vor allem aus umweltpolitischen Gründen. Die Kohleförderung dort war immer wieder in der Kritik gewesen. Kohlekraftwerke gibt es in Norwegen nur auf Spitzbergen (neben Longyearbyen auch noch in der russischen Siedlung Barentsburg).

Auf Spitzbergen, rund 700 Kilometer von Festland entfernt, sah die Reaktion erwartungsgemäß anders aus. Die Grube ist einer der größten Arbeitgeber. Seit mehr als 100 Jahren wird dort Kohle abgebaut. Ohne Einkommensmöglichkeiten, so fürchteten Longyearbyen-Bewohner im Interview mit NRK, würde der Ort schrumpfen und es werde schwer, die gemeinschaftlichen Einrichtungen aufrecht zu erhalten. Es gab einen Fackelzug mit laut NRK mehreren 100 Teilnehmern.

Die Empörung der Inselbewohner wuchs, als sich herausstellte, dass die Summe für die endgültige Stilllegung und Abwicklung der Anlagen deutlich teurer wird als ursprünglich bekannt gegeben – rund eine Milliarde Kronen, also gut 100 000 Euro. Begründet wird dies damit, dass die Auflagen der Umweltbehörde bei der ersten Schätzung noch nicht vollständig bekannt gewesen seien.

Viele Inselbewohner bezweifeln außerdem die Entscheidungsgrundlage. Der Großteil der Kohle werde in der Industrie verwendet, die werde gebraucht, auch in Norwegen, so ein Leserbriefschreiber an High North News. Und er macht sich Sorgen um die politischen Auswirkungen: Auf Spitzbergen darf sich nach dem Spitzbergenvertrag (siehe Norwegen/Territorium) schließlich jeder niederlassen, der unterschrieben hat. Die Kohle könnte also auch ein chinesisches Unternehmen abbauen. Ein früherer Grubendirektor behauptet im selben Medium, ein wirtschaftlicher Betrieb sei sehr wohl möglich – mit ein paar Änderungen in der Abbaumethode.

Russische Grube in Barentsburg

Zurzeit macht nur Russland von den Möglichkeiten des Spitzbergenvertrags Gebrauch. Rund 400 Menschen leben noch in der russischen Siedlung Barentsburg, die ihre eigene Infrastruktur hat. Dort liegt auch die Grube des staatlichen russischen Unternehmens Trust Arktikugol. Ein Landverbindung nach Longyearbyen gibt es nicht. Der Bergbau und die Siedlung in Pyramiden wurden aufgegeben.

Die dritte Siedlung auf Spitzbergen ist Ny Ålesund mit dem norwegischen Polarinstitut und weiteren Forschungsstationen diverser Länder. Eine kleine polnische Forschungseinrichtung befindet sich außerdem in Hornsund.

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