Kiruna: Machtprobe zwischen Kommune und LKAB

Kiruna (Schweden). Es knirscht gewaltig zwischen der Spitze der Kommune Kiruna und dem größten Arbeitgeber, dem Bergbauriesen LKAB. Genehmige die Kommune nicht bald die nächste Etappe der Stadtumwandlung, müsse man die Produktion drosseln und Mitarbeiter entlassen, so LKAB. Der Kommunalrat will dagegen erst ein anderes Abkommen unterschrieben sehen. Darüber berichtete NSD.

Kiirunavaara Kiruna

Kirunas Erzberg Kiirunavaara.

Gerade wurde die alte E10 geschlossen, weil man mit stärkeren Bodenbewegungen rechnet, sobald der Frost dort weicht.Die neue Streckenführung soll im Herbst fertig sein, bis dahin wird der Verkehr durch Kirunas Innenstadt geleitet. Die nächste Etappe sollte eigentlich der B-Plan Gruvstadspark 2:4 sein. Damit würde LKAB erlaubt, ein weiteres Stück Stadtgebiet in Industriegebiet umzuwandeln. Solange der Boden dort noch gefahrlos betreten werden kann, sollen die Bürger diese Fläche als Park nutzen können, so wie schon frühere Teile des Gruvstadparken. Rücken die Bodendeformationen durch den Erzabbau zu nah heran, soll er geschlossen werden. Das Projekt ist an sich unstrittig.

Es geht natürlich ums Geld

Es sind die Bergbauschäden, die Kiruna zum Umzug zwingen, und als Verursacher muss LKAB im Prinzip alles bezahlen. Dieser Prozess besteht aus vielen kleinen Teilschritten, die zwischen der Kommune und dem Bergbauunternehmen geregelt werden müssen.

Kiruna Bahnhof Winter

Kirunas provisorischer Bahnhof – weit weg vom neuen Zentrum.

Ein schon länger strittiger Punkt ist, wer den neuen Bahnhof und die Gleise bezahlt. Denn das neue Kiruna soll wie das alte einen zentrumsnahen Bahnhof haben. Das alte Gleis verlief jedoch durch die Deformationszone, der Bahnhof ist bereits abgerissen. LKAB hat bereits eine neue Bahntrasse und den aktuell genutzten provisorischen Bahnhof bezahlt und pocht darauf, seine Pflicht erfüllt zu haben. Der neue Kommunalrat Gunnar Selberg (Zentrum) will darüber hinaus ein grundlegendes Abkommen, in dem LKAB den Bürgern auch weiterhin eine attraktive Stadt garantiert, denn er ist in Sorge, dass sonst zu viele Menschen aus Kiruna wegziehen, wenn sie ihre alte Wohnung aufgeben müssen. Über ein solches Abkommen ist man sich bisher nicht einig geworden. Und deshalb geht es auch mit dem eigentlich unstrittigen B-Plan nicht voran.

Bodendeformation wächst – LKAB unter Zeitdruck

LKAB wirft der Kommune Erpressung vor und hat inzwischen auch einen Antrag an die Regierung in Stockholm vorbereitet. Die Regierung könnte nämlich der Kommune das Planungsrecht im Einzelfall entziehen. Für LKAB drängt die Zeit, denn die Deformationen sind bald nur noch 80 Meter von der zulässigen Grenze entfernt, wie ein LKAB-Vertreter nun gegenüber NSD erklärte. Die Deformation, also Sprünge und Absackungen, breite sich normalerweise mit 40 bis 100 Metern im Jahr aus. Ohne die Genehmigung durch besagten B-Plan wären weitere Bodenveränderungen illegal. Diese können nur gestoppt werden, wenn der Abbau dort stoppt – und das hieße Entlassungen. Die Rede ist von 100 bis 500 Mitarbeitern. Wie sich der schon seit Monaten andauernde Konflikt lösen soll, ist aktuell unklar.

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