Kein neues Leben für Kupfergrube Laver – Boliden klagt

Älvsbyn (Schweden). Das Kupfer-Vorhaben von Boliden in Laver, Älvsbyn kommun, ist weniger international bekannt als das 200 Kilometer entfernte Projekt von Beowulf in Kallak. Doch auch hier stehen Naturschutz und Rentierwirtschaft gegen die Bergbauinteressen. Die schwedische Regierung hat das Projekt kurz vor Weihnachten abgelehnt. Boliden will dagegen nun vor dem Obersten Gericht klagen. Das meldete SVT.

Laver

Abbruch des Ortes Laver nach Ende des Kupferabbaus 1947. Foto Wikimedia/ public domain

In Laver wurde von 1936 bis 1947  schon einmal Kupfer abgebaut. Damals gab es sogar einen kleinen Ort für die Grubenarbeiter. Reste davon sind heute noch zu sehen. Auch die Grube hat Reste hinterlassen. In den 1950er Jahren brach ein Damm und verunreinigte die Gegend. Gegen Bolidens neue Pläne sind die alten winzig. Die größte Hürde für Bolidens Pläne ist aktuell, dass sie Natura 2000-Flächen betreffen – das europäische Netzwerke für bewahrenswerte Naturflächen. Dabei handelt es sich um Seen und Zuflüsse zum Piteälv.  Mehrere Seen würden mit Abraum zugeschüttet. Betroffen vom Flächenverbrauch wäre auch Semisjaur Njargs sameby, denen dann Weidefläche für Rentiere fehlt. Und nur wenige Kilometer entfernt befindet sich Storforsen, Schwedens mächtigster verbliebener Wasserfall, beliebtes Naherholungsgebiet und Touristenattraktion.

Der private schwedische Konzern Boliden hat mehrere Gruben und Schmelzwerke in Schweden und Finnland. Die Kupfergrube Aitik bei Gällivare ist einer der größten Tagebaue Europas. Das Kupfer in Laver sollte ebenfalls in einer offenen Grube abgebaut werden, und für die Anlage samt Abraumhalden würde noch mehr Fläche benötigt als für Aitik. Direkt neben Aitik wird demnächst ebenfalls Kupfer abgebaut, dafür müssen sogar zwei Dörfer weichen. 

Behörden im Fall Laver auf einer Linie

Aitik

Die Kupfergrube Aitik von Boliden. Foto Lars deWall/ Boliden

Anders als bei Kallak sind sich hier alle Behörden mehr oder weniger einig: Die Regionsverwaltung (Länsstyrelse) von Norrbotten hat den Antrag von Boliden 2015 wegen des massiven Eingriffs in die Natur und den Folgen für die Rentierwirtschaft abgelehnt. Die Bergbaubehörde („Bergstaten“), die Vorhaben meist positiv gegenübersteht, hat ihn 2016 ebenfalls abgelehnt – mit Hinweis auf die Natura-2000 Flächen. Boliden könne aber eine Ausnahmegenehmigung prüfen lassen. Boliden hat dagegen geklagt, und somit lag der Ball bei der Regierung. Die kam im Dezember 2020 aber zum selben Schluss wie die Bergbaubehörde: Keine Bearbeitung des Antrags ohne die Natura-2000-Prüfung. Dagegen zieht Boliden nun vor Gericht – die Verantwortlichen des Konzerns sind der Meinung, das könne auch später im Antragsverfahren stattfinden. Hinter dem Streit um Formalitäten dürfte stehen, dass Boliden sich bei einem anderen Verfahren größere Chancen auf Genehmigung ausrechnet.

Wie in Kallak ist die Haltung der Bürger vor Ort gespalten: Naturschützer, darunter die eigens gegründete Umweltgruppe Pite Älvdal, und Semisjaur Njargs sameby sind dagegen, andere hoffen auf Arbeitsplätze.

Aus historischer Perspektive ist Laver ein interessanter Platz. Die Schriftstellerin Elisabeth Rynell porträtierte es als fiktiven Ort „Mervas“ in „Till Mervas“, auf Deutsch 2005 als „Die Silberspange“ erschienen. Es ist auch ein beliebtes Gebiet für Ausflüge. Der frühere Tagebau ist nun mit Wasser gefüllt.

Früherer Artikel zu Boliden:

Schweden: Zwei Dörfer müssen für Kupfermine weichen

Video aus Laver:

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