Das besondere Tag-Polarlicht von Spitzbergen

Spitzbergen (Norwegen). Jede Polarlichterscheinung ist einzigartig. Doch die meisten nächtlichen Lichterfeste haben etwas gemeinsam: Die grünliche Farbe dominiert. Auf Spitzbergen kann man in der dunkelsten Periode des Winters aber auch tagsüber Polarlichter sehen – und bei diesen dominiert Rot. Über die Besonderheiten der Aurora Borealis auf Spitzbergen berichtete nun das norwegische Forschungsinstitut Framsenteret.

Polarlicht

Gewöhnliches nächtliches Polarlicht auf dem Kontinent.

Polarlicht entsteht, vereinfacht formuliert, wenn elektrisch aufgeladene Partikel aus der Sonne auf Sauerstoff- und Stickstoffmoleküle treffen. Das verschafft diesen kurzfristig einen Energieschub, der sie leuchten lässt. Das  grünliche Licht, das bei den meisten nächtlichen Aurora-Erscheinungen zu sehen ist, stammt von Sauerstoffmolekülen in gut 100-120 Kilometer Höhe. Stickstoff braucht  mehr Energie als Sauerstoff, um zu leuchten, und erscheint dann violett bis blau. Der rötliche Schein des Tages-Polarlichts auf Spitzbergen stammt von Sauerstoffmolekülen in etwa 250 Kilometer Höhe. Tagsüber befindet sich Spitzbergen nämlich genau unter dem „Eingang“ in der Magnetosphäre auf der Nordhalbkugel. Damit ist der direkte Weg frei für die Partikel von der Sonne, während sie nachts einen „Umweg“ entlang der Magnetfeldlinien nehmen müssen. 

Forscher waren Erdmagnetismus und Polarlicht schon früh auf der Spur

Spitzbergens besondere Bedingungen haben schon sehr früh Forscher auf die Inselgruppe gelockt. So überwinterte 1882/83, im ersten internationalen Polarjahr, eine schwedische Expedition im „Svenskehuset“ am Kap Thordsen, um Meteorologie, Erdmagnetismus und das Polarlicht zu studieren. Diese Gruppe stellte bereits die Theorie zum Einfluss des Erdmagnetfelds und der unterschiedlichen Höhen für die unterschiedlichen Farben auf. Die damaligen Kameras konnten allerdings noch keine Polarlichter fotografieren. Erst die Norweger Carl Størmer und Ole Krogness entwickelten 1909 eine solche Kamera. Mit deren Hilfe konnten dann auch die Höhen genauer bestimmt werden. Carl Størmer soll damit 10 000 Nordlichtfotos gemacht haben!

Modernes Observatorium auf Spitzbergen

Heute befindet sich im Adventdalen nahe Longyearbyen das Kjell-Henriksen-Observatorium mit Spezialinstrumenten für die Erforschung der mittleren und oberen Atmosphäre. Forscher können auch eigene Instrumente mitbringen und ein „Glasiglu“mit einem Meter Durchmesser dafür mieten, um Beobachtungen anzustellen. Das KHO gibt eine eigene Nordlichtvorhersage heraus und über die Webcams lässt sich auch beobachten, was sich dort am Himmel tut. Framsenteret empfiehlt: Am besten sieht man das Tages-Polarlicht gegen 10 Uhr vormittags. Die Chancen dafür allerdings schwinden demnächst: Langsam wird es auch auf Spitzbergen wieder heller.

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Blick aus dem Observatorium: Die beiden Gesichter der Aurora Borealis von Spitzbergen:

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