Norwegen. Das norwegische Schienennetz reicht bisher nur bis Fauske/Bodø. Das könnte sich ändern: Das Verkehrsministerium lässt nun prüfen, wie viel eine Verlängerung bis Tromsø kosten würde. Mit der neuen Strecke ginge ein langgehegter Wunsch der nördlichen Provinzen in Erfüllung.
„Eine solche Bahn könnte eine neue Verkehrsader für sicheren und umweltfreundlichen Verkehr darstellen“, heißt es in der Presseerklärung des Verkehrsministeriums. Einen ersten Anlauf gab es bereits 2011: Damals waren die Baukosten auf 40 bis 60 Milliarden Kronen (etwa 4-6 Milliarden Euro) geschätzt worden. Nun sollen die Zahlen aktualisiert und eine volkswirtschaftliche Analyse eines solchen Ausbaus durchgeführt werden. Der Ausbau sei teuer. Deshalb müssten die Kosten gegen den Nutzen abgewogen werden, so Verkehrsminister Ketil Solvik-Olsen.
Auf der Straße beträgt die Strecke rund 500 Kilometer. Einfach dürfte die Umsetzung nicht werden: Die Küste ist bergig und von Fjorden durchzogen – wie eigentlich überall in Norwegen. Die bisherige Nordlandsbanen zwischen Trondheim und Bodø hat auf ihren 726 Kilometern 293 Brücken und 154 Tunnel. Daher auch der Preis.
Doch für die Reisenden wäre diese Verlängerung bis Tromsø eine echte Alternative zum eigenen Auto oder Flugzeug. Wer genug Zeit hat, kann zwar auch mit dem Fernbus fahren. Dafür muss man dann aber auch einen Tag einplanen – aktuelle Fahrplanauskünfte von 177nordland bieten einem Verbindungen an, die neun bis zwölf Stunden dauern.
Mit der neuen Strecke könnte dann auch Narvik an das norwegische Schienennetz angebunden werden. Norwegens nördlichster Bahnhof ist aktuell nur über Schweden zu erreichen (siehe Reisen-mit der Bahn).
Problem Wildunfälle
Ein Problem muss die Bahn allerdings möglichst bald lösen: Schon auf der bisherigen Strecke kommt es immer wieder zu Wildunfällen in größerem Umfang. Erst am vergangenen Wochenende machte ein neuer Vorfall Schlagzeilen: Insgesamt 106 Rene starben innerhalb von drei Tagen, weil Züge in mehreren Fällen in die Herde gerast waren. Die Warnungen des Besitzers hatten die Lokführer offenbar aufgrund eines technischen Fehlers nicht erreicht – sie fuhren deshalb mit normaler Geschwindigkeit und hatten keine Chance, rechtzeitig zu bremsen. Ein Schutzzaun war in der Vergangenheit immer wieder im Gespräch gewesen, die Umsetzung wurde aus Kostengründen aber immer wieder verschoben, berichtet NRK. Der norwegische Fernsehsender hatte auch im vergangenen Jahr schon auf die hohe Zahl von Wildunfällen aufmerksam gemacht: Vom 1. Januar 2013 bis zum 1. Februar 2016 waren es insgesamt 2204 Tiere – inklusive Elche und Adler.
Ein anderes interessantes Bahnprojekt, das gerade untersucht wird, ist die Verbindung Rovaniemi-Kirkenes. Hier ist Finnland die treibende Kraft. Auch dort wird noch über den Schutz der Rene diskutiert werden müssen.