Island: Gegensätzliche Meinungen zum Thema Blutstuten

Island. Tierfreunde weltweit waren geschockt, als sie vor einigen Monaten die Videos über die Blutstuten-Praxis auf Island sahen. Eine von der Regierung eingesetzte Arbeitsgruppe überprüft nun das Gewerbe und soll bis zum 1. Juni ein Ergebnis vorlegen. Wie RÚV und Iceland Review berichten, gibt es dazu sehr unterschiedliche Meinungen. Die Aufsichtsbehörde hat schon einmal die Vorschriften dazu verschärft.

Islandpferde

Islandpferde auf der Weide

So funktioniert das „Blutstuten-Geschäft“: Trächtige Stuten und Stuten, die Fohlen säugen, produzieren das Hormon PMSG. Dieses Hormon ist begehrt in der konventionellen Schweinezucht. Um es zu gewinnen und zu verkaufen, werden einer Stute in einem Sommer bis zu 40 Liter Blut abgenommen, fünf Liter pro Woche. Im Labor des isländischen Biotech-Unternehmens Ísteka wird das Hormon isoliert. Auf den Werbevideos von Ísteka sehen die Stuten bei der Blutabnahmen ganz entspannt aus. Die Videos der deutschen Tierschutzorganisation Animal Welfare Foundation (AWF) und des Tierschutzbunds Zürich zeigten andere Bilder: verängstigte Pferde, die auch noch brutal behandelt wurden.

Laut Aufsichtsbehörde legal

Ísteka hatte danach die Zusammenarbeit mit zwei Höfen gekündigt. Die isländische Aufsichtsbehörde für Lebensmittel und Tierwohl (MAST) hält die brutalen Szenen für Ausnahmen. MAST kontrolliert die Höfe im Laufe des Jahres. Die Blutabnahme wird allerdings nicht von MAST, sondern von Ísteka-Vertragsärzten überwacht. MAST ist auch nicht der Meinung, dass zu viel Blut abgenommen wird. Das sahen zwei Schweizer Tierärzte anders, dort ist eine solche Menge auch nicht erlaubt.

Verschärfte Auflagen

MAST hat nun allerdings die Auflagen verschärft: Es darf nur noch bei drei Stuten gleichzeitig Blut abgenommen werden, es dürfen nur noch maximal 70 Stuten in einer Herde sein statt 100 und es wurde ein Höchstalter von 24 Jahren festgelegt. Darüber hinaus gibt es schärfere Vorgaben für eine Dokumentation, die MAST vorgelegt werden muss.

Laut MAST sind insgesamt 119 von insgesamt 2340 Züchtern an dem Geschäft beteiligt. Insgesamt 11 sollen in den letzten Jahren nach Beschwerden den Betrieb eingestellt haben. Ísteka selbst gibt 99 Pferdehalter als Partner an.

Geteilte Meinungen bei Züchtern

Im Verband der Pferdezüchter sind die Meinungen nach den Medienberichten geteilt. So befürchten viele einen Imageschaden für die isländische Reitpferdezucht durch das Blutstutengeschäft. Andere nutzen diese Möglichkeit selbst, um damit Geld zu verdienen. Laut dem Vorsitzenden habe man im Verband schon in den letzten Jahren darauf hingewiesen, dass diese Branche größer geworden sei, als es wünschenswert wäre.

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