Hvaldimir in Hammerfest: Leben mit einem Beluga im Hafen

Hammerfest (Norwegen). Belugawal Hvaldimir hat den Hafen von Hammerfest offenbar zur neuen Heimat erkoren. Und die Kommune sorgt sich um ihren weltberühmten Gast, dessen Herkunft nach wie vor unklar ist – ebenso wie seine Zukunft. Über die offene Facebookseite Kvithval Hammerfest kann man sein Schicksal verfolgen.

Hvaldimir

Hvaldimir bei der Untersuchung. Foto Kommune Hammerfest

Es ist nun mehr als einen Monat her, dass an der Küste der Finnmark ein offensichtlich zahmer Belugawal auftauchte – zuerst vor Rolvsøy, dann in Hammerfest. Die Spionwal-Theorie wurde von der netteren Therapiewal-Theorie abgelöst, zuletzt machte der Barents Observer auf Google Earth eine Anlage mit Belugawalen vor der russischen Kolahalbinsel ausfindig, die wieder eher die Spionwal-Theorie stützt. Bisher hat sich jedenfalls niemand gemeldet, der „Hvaldimir“ zurück haben will. Und die Kommune Hammerfest stellt sich auf einen Gast ein, der wohl längerfristig bleiben wird.

Vergangenes Wochenende sah es kurzfristig so aus, als würde Hammerfest sogar Hvaldimirs Endstation werden: Der Wal war krank, hatte offenbar etwas Unverträgliches gefressen – über den Hering hinaus, der ihm nun täglich von Freiwilligen von Norwegian Orca Survey serviert wird, weil er zwar Dinge apportieren kann, aber keine Fische fangen. Glücklicherweise besserte sich sein Zustand wieder. Hvaldimir machte außerdem unangenehme Bekanntschaft mit Angelhaken – ein Betreuer befreite ihn. 

Regeln: Nicht füttern, nicht nahe kommen

Die Kommune hat inzwischen Regeln zum Umgang mit dem Wal ausgegeben. Dazu gehört ein Fütterverbot, damit das Betreuerteam die Übersicht behält und auch nichts Falsches im Walmagen landet. Dazu gehört aber auch, dass man ihn weder anfasst noch neben ihm ins Wasser geht oder ihn mit dem Boot aufsucht. Das dürfen höchstens die Wissenschaftler, die ihn begleiten. Insbesondere sind Eltern aufgefordert, auf ihre Kinder zu achten, da nicht klar ist, in wieweit Hvaldimir zwischen Spielzeug und Kindern unterscheidet. Menschlicher Nachwuchs ist nun mal nicht für einen Tauchgang mit einem Beluga ausgelegt.

Hammerfest ist ein Industriehafen

Hammerfest

Hafen Hammerfest

Dass Hammerfest nicht unbedingt die besten Voraussetzungen als Wal-Refugium bietet, daran erinnert Lars Bjørn Mehus bei Nordnorsk Debatt: Hvaldimir lebe und fresse in einem der am meisten verunreinigten Häfen des Landes. Er denkt dabei an die Relikte aus Hammerfests Industrie- und Kriegsgeschichte auf dem Meeresgrund und kritisiert, dass die geplante Sanierung des Hafenbeckens aus finanziellen Gründen schon zum dritten Mal verschoben wurde – bevor der Wal auftauchte. Dazu kommt der normalerweise von achtlosen Passanten hinterlassene Abfall. Aber nichts wirkt so überzeugend gegen Müll im Meer wie das Wissen um einen echten Wal direkt vor der Haustür. Videos vom Meeresgrund aus Wal-Perspektive tragen dazu bei.

Ob Hvaldimir tatsächlich im Hafen bleiben kann, ist noch unklar. Schließlich handelt es sich um einen vielgenutzten Industriehafen, in dem sich der Wal auch leicht verletzen kann. Über Alternativen wird noch diskutiert. Bis dahin erfreuen sich Bürger und Besucher an dem ungewöhnlichen Hafengast.

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Eisbär-Kommune Hammerfest adoptiert Beluga Hvaldimir

 

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