Große Wale als Klimaretter

Bekanntermaßen ist der hohe CO2-Gehalt in der Atmosphäre ein Problem. Neben den Ansätzen zur Verminderung des Ausstoßes gibt es deshalb auch diverse technische Ideen zur Speicherung von CO2. Ein erprobtes und extrem erfolgreiches Modell dazu gibt es allerdings schon: große Wale. Ein Wissenschaftler des Weltwährungsfonds hat den wirtschaftlichen Nutzen eines Großwals nun ins Gespräch gebracht.

Buckelwal

Buckelwale wandern bis zu 8000 Kilometer weit. Foto Pixabay

Walfang ist eine seit Jahrtausenden ausgeübte Praxis. Frühe Jäger riskierten dabei noch ihr eigenes Leben, spätere hatten so erfolgreiche Methoden entwickelt, dass sie die Tiere fast ausrotteten. Ungünstigerweise geschah dies zu Beginn einer Zeit, in der die Menschheit sie mehr denn je gebraucht hätte – das kann man schlussfolgern, wenn man den Beitrag von Ralph Chami und seinen Kollegen in Finance & Development liest, einem Magazin des IWF. Denn ein Großwal ist noch viel effektiver als beispielsweise ein Baum, wenn es darum geht, CO2 zu binden und aus der Welt zu schaffen – man muss ihn nur leben lassen.

Wale binden CO2 und fördern das Phytoplankton

Die Erkenntnis ist nicht ganz neu. Schon 2010 gab es beispielsweise eine Studie, die die Auswirkungen des Walfangs auf den Kohlenstoff-Zyklus untersuchte. Denn Fakt ist: Große Wale, aber auch große Haie und andere große Fische binden Kohlenstoff über Jahrzehnte und nehmen es im Tod mit in die Tiefe. Dazu kommt ein weiterer Aspekt: Die eisenhaltigen Ausscheidungen eines Wals regen das Wachstum des Phytoplanktons an, das CO2 aus der Luft abbaut. Phytoplankton erzeugt etwa die Hälfte des globalen Sauerstoffs.  Es hatte Experimente gegeben, diesen Mechanismus mit einer eisenhaltigen Düngung der Meere zu befördern. Wale leben zu lassen, ist deutlich billiger und hat auch weniger Nebenwirkungen. Durch ihre Tauchgängen in die Tiefe und ihre Wanderungen in nährstoffarme Regionen tragen sie außerdem zu einer besseren Verteilung von Nährstoffen und Düngung bei.

Finnwale

Finnwale. Foto Janice Waite. National Marine Mammal Laboratory

Das Neue am Ansatz von Chami ist nun, dieser klimatechnisch für den Menschen nützlichen Eigenschaften einen Preis anzuheften. Berechnet werden die Bindung von 33 Tonnen CO2 pro Wal sowie 37 Milliarden Tonnen Abbau von CO durch Phytoplankton im Jahr, befördert durch den Wal. Dazu kommen für ihn auch noch Wirtschaftsfaktoren wie Whale Watching und Ökotourismus sowie verbesserter Fischfang durch seinen Beitrag zur Nahrungskette. Chami landet bei einer Schätzung von zwei Millionen Dollar pro Durchschnitts-Großwal.

Walfang gibt es immer noch

Die meisten Länder haben inzwischen bekanntlich ihren Walfang eingestellt, der Bestand ist aber noch weit entfernt von seiner früheren Größe. Island, Färöer, Norwegen und Japan halten aber weiterhin daran fest.  In Grönland, Tschukotka (Russland), Alaska (USA) und St. Vincent (Karibik) dürfen die Ureinwohner außerdem bestimmte Quoten fangen. 2017 verzeichnet der IWC dafür insgesamt 332 größere und kleinere Wale.  Auch für Japan hat der IWC nur Zahlen von 2017 und der antarktischen Saison 2017/18, insgesamt 596 größere und kleinere Tiere.

Wal

Finnwal-Blauwal Hybride, gefangen vor Island. Foto hard to port

In Norwegen gibt es immer weniger, die Lust haben auf dieses Geschäft, sodass die Quoten schon lange nicht mehr ausgenutzt werden. 429 Minkwale wurden 2019 gefangen. Auf Island fiel der Walfang in der vergangenen Saison komplett aus, könnte aber theoretisch wieder aufgenommen werden. 2018 wurden 144 Finnwale und zwei Finnwal-Blauwal-Hybriden erlegt. Das Fleisch wurde nach Japan verschifft. Auf den Färöer wurden 2018 624 Pilotwale und 256 Weißseitendelfine gefangen. Diese sind natürlich deutlich kleiner als beispielsweise ein Finnwal.

Nach Chamis Rechnung wäre es global gesehen wirtschaftlicher gewesen, die Wale leben zu lassen. Mit der Abschaffung des Walfangs könnten diese Länder also zur Verbesserung des Klimas beitragen, ohne einen Finger zu rühren.

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