Finnland. Hat Finnland zu wenige oder zu viele Wölfe? Das hängt davon ab, wen man fragt. Das Institut für Naturressourcen, das im Auftrag der Regierung Zahlen für einen lebensfähigen Bestand ermitteln soll, kommt in seinem Zwischenbericht zu dem Schluss, dass der aktuelle Bestand zu klein ist, um genetisch lebensfähig zu sein.
Finnische Jäger hatten sich im vergangenen Jahr mit einer Petition dafür eingesetzt, dass der Wolf in Finnland wieder bejagt werden darf, solange der Bestand nicht gefährdet ist. Anlass dafür waren vermehrt Angriffe auf Jagdhunde. Das Wald- und Landwirtschaftsministerium hatte das Institut für Naturressourcen (Luonnonvarakeskus, Luke) damit beauftragt, diese Grenze zu ermitteln. In seinem jüngst veröffentlichen Zwischenbericht nennt das Institut noch keine Zahlen, aber zwei Kriterien: Lebensfähigkeit in demografischer und in genetischer Sicht. Und sie kommen zu dem Schluss, dass der finnische Bestand trotzt gelegentlicher Einwanderung aus Russland aus genetischer Sicht gar nicht groß genug ist.
Erst vor kurzem hatte Luke gewarnt, Jäger sollten auf ihre Hunde gut aufpassen und sie nicht nachts allein einsetzen. Die 54 bis 59 Reviere könnten im kommenden Jahr auf 70 bis 84 anwachsen. Die Wolfspopulation ist gewachsen, der Schwerpunkt bereits in den vergangenen Jahren weiter nach Westen gewandert.
Lebensfähigkeit demografisch und genetisch
Neben der Lebensfähigkeit in demografischer Hinsicht hat das Institut aber auch die genetische Vielfalt untersucht. Und dabei zeigte sich laut Bericht, „dass der heutige Wolfsstamm in Finnland zu klein ist, um seine genetische Lebenskraft während einer relativ kurzen Zeitspanne – 17 Jahre – zu behalten. Trotz der Kontakte mit dem Bestand in Russland hat der finnische Bestand in den vergangenen Jahren an genetischer Vielfalt verloren.“ Die Vielfalt sei auch geringer in Südwest-Finnland als im Südosten. Die Einwanderung aus Russland reiche nicht aus, um den Verlust an genetischer Variation auszugleichen. Der Abschlussbericht mit Empfehlungen soll im Herbst 2022 veröffentlicht werden.
Noch viel weniger genetische Vielfalt als der finnische Stamm hat der schwedisch-norwegische. Schafft es einmal ein Wolf aus Finnland bis dorthin, ist er als genetischer Zugang sehr erwünscht – solange er nicht zu viel Schaden anrichtet.
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