Finnland: Präsidentenwahl auch im Bücherbus

Finnland. In einer Woche, am Sonntag, 28. Januar, ist der offizielle Termin für die Präsidentenwahl. Doch bereits seit Mittwoch können die Finnen vorzeitig abstimmen. Und weil der Weg zum Wahllokal im dünn besiedelten Norden manchmal weit ist, kommen Stimmzettel und Urne auch per Bus zu den Menschen.

Logo der Präsidentenwahl

Offizielles Logo der Präsidentenwahl

Zwar hat der Präsident auch in Finnland vor allem repräsentative Aufgaben. Doch anders als in Deutschland dürfen die Finnen seit 1994 ihr Staatsoberhaupt selbst direkt wählen. Amtsinhaber ist seit 2012 Sauli Niinistö. Er tritt zur Wiederwahl an, Umfragen bescheinigen ihm gute Chancen, auch wenn der Zuspruch zuletzt etwas sank – immer noch mehr als die Hälfte wollen für ihn stimmen. Niinistö gehört der konservativen Nationalen Sammlungspartei (Kansallinen Kokoomus) an und wird auch unterstützt von den finnischen Christdemokraten. Ein Präsident darf jeweils nur zwei Perioden (jeweils sechs Jahre)  im Amt sein.

Acht Kandidaten treten an

Auswahl haben die finnischen Wähler reichlich: Acht Kandidaten, davon drei Frauen. Nach Tarja Halonen, Niinistös Vorgängerin, wäre eine Frau im Amt auch keine Sensation mehr. Sämtliche Kandidaten sind politisch aktiv, teilweise schon lange. Zu den großen Fragen, die in Finnland immer wieder diskutiert werden, gehört die der NATO-Mitgliedschaft. Zwar arbeitet EU-Mitglied Finnland immer enger mit der NATO zusammen, für einen Beitritt sprach sich im Wahlkampf jedoch nur Nils Torvalds, Kandidat der Schwedischen Volkspartei, deutlich aus. Auch in Umfragen gibt es zurzeit keine Mehrheit dafür. Niinistö blieb in diese Frage vage. (Wahlomat in Schwedisch oder Finnisch hier). Diese Diskussion wird häufig mit Blick auf den Nachbarn und engsten Verbündeten Schweden geführt – dort ist die Situation ähnlich.

Ein innenpolitischer Dauerbrenner ist der verpflichtenden Schwedischuntericht für finnischsprachige Kinder. Diese Pflicht will allerdings nur Laura Huhtasaari, Kandidatin der Wahren Finnen oder Basisfinnen  (Perussuomalaiset) tatsächlich abschaffen. Der Amtsinhaber betont, Finnland sei zweisprachig und Schwedisch in der engen Zusammenarbeit mit den anderen nordischen Ländern nützlich.

mobile Wallokale

Wahlmöglichkeiten rund um den Inarisee.
Screenshot der Webseite der Statistikzentrale

Die Mehrheit der Bevölkerung Finnlands lebt im südlichen Landesteil. Dort fanden die großen Veranstaltungen statt, und das prägte auch die Themen. Eine Ausnahme war eine vom finnischen Fernsehen (Yle) und der Zeitung Kaleva organisierte Veranstaltung in Oulu, wo dann auch andere Fragen gestellt wurden, wie  Yle und Svenska Yle berichten: Da ging es um die Förderung der nordfinnischen Industrie,  zukünftige Bahnverbindungen zu norwegischen Häfen und nach Murmansk, die Rolle der dünn besiedelten Gegenden in der Verteidigung und mögliche Autonomiebestrebungen der Samen. Und es gab die Aussicht darauf, dass der Empfang zum Unabhängigkeitstag, der zu den Aufgaben des Präsidenten gehört, auch einmal in Nordfinnland stattfindet.

Weil die Wege in Nordfinnland und teilweise auch im Osten weit sind, sind zur vorzeitigen Abstimmung Busse als mobile Wahllokale unterwegs (Karte hier). Sogar ein Bücherbus wird dafür eingesetzt. Diese Möglichkeiten haben viele genutzt: Im Wahlkreis Lappland haben nach amtlichen Angaben bereits 26,7 Prozent der Stimmberechtigten ihr Recht wahrgenommen  – in der Hauptstadtregion nur 18 Prozent. Letzter Tag der Vorabstimmungen ist Dienstag, der 23. Januar. Wer sich dann noch nicht entschieden hat, muss bis zum Wahltag warten.

 

 

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