Kiruna (Schweden). Seit 2004 ist klar, dass das alte Zentrum von Kiruna weichen muss, wenn der Erzabbau weitergehen soll. Nun ist es soweit: In den vergangenen Tagen sind Geschäfte und Einrichtungen umgezogen – heute wird das neue Zentrum eingeweiht und drei Tage gefeiert.
Es war eine politische Entscheidung, den Umzug der wichtigsten Einrichtungen im Zentrum und der Geschäfte auf einmal durchzuziehen und nicht immer dann, wenn gerade wieder ein Haus fertig geworden war. So stand das neue Kulturhaus Aurora monatelang leer, bis auf einzelne Veranstaltungen. Nur das neue Rathaus ist schon seit 2018 in Betrieb und das alte inzwischen abgerissen. Es stand zu nah an der Einsturzzone. Zurzeit wird die Fläche noch als Park genutzt, aber der Zaun ist schon nahe gerückt. Das neue Hotel Scandic im Zentrum hat schon vor einigen Wochen geöffnet. Aber erst jetzt füllt sich das Viertel darum herum mit Leben.
Einweihung mit umfangreichem Kulturprogramm
Zur Einweihung darf das Kulturhaus nun glänzen und bietet volles Programm mit Musik, Theater, Schriftstellerbesuch, Kinderprogramm und Vernissage. Die Geschäfte im Kern des neuen Zentrums öffnen zum ersten Mal und versprechen Sonderangebote und Geschenke. Das komplette Progamm hier.
In die Neugier auf das neue Zentrum dürfte sich die Wehmut über den Verlust des alten mischen. Stück für Stück wird nun schon seit Jahren abgerissen. Einige historisch oder architektonisch bedeutende Häuser werden als Ganzes umgezogen. Wer Kiruna von früher kennt, findet deshalb im neuen Zentrum oder im neuen Quartier am Luossavaara plötzlich bekannte Gebäude. Kommende Woche sollen weitere Häuser umgezogen werden.
Sprünge im alten Zentrum
Wie dringend der Umzug ist, konnte man in den vergangenen Jahren immer wieder sehen. So wartet die Hjalmar-Lundbohm-Schule ungeduldig darauf, dass der neue Bau endlich fertig wird, denn es gibt schon Risse im Boden und an den Wänden. Auch Wohnhäuser mussten früher ausgeräumt werden als geplant. Als Verursacher muss die Bergbaufirma LKAB für die Ersatzgebäude aufkommen – sowohl für die kommunalen als auch für die privaten. Es ist inzwischen auch massiv gebaut worden. Wohnraum ist in Kiruna trotzdem extrem knapp und teuer.
Erzabbau seit 120 Jahren
In Kiruna wird seit rund 120 Jahren Erz abgebaut. Der Erzkörper ähnelt einer fast senkrecht stehenden Scheibe, deren oberes Ende im Berg Kiirunavaara steckte und das untere tief in der Erde. Das oberirdisch zugängliche Erz ist längst abgebaut. Kiruna ist heute die größte unterirdische Grube der Welt. Doch der Boden darüber sackt früher oder später ab. Und weil die Erzscheibe leicht schräg steht, rückt diese Einsturzzone immer näher an die Stadt Kiruna heran, je tiefer abgebaut wird.
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