Färöer. Die Corona-Krise hat nebenbei zu Entwicklungen geführt, die vorher undenkbar schienen: Weniger Luftverschmutzung, weniger Verkehr – und sogar eine Aussetzung des Walfangs auf den Färöer. Darüber berichtete kvf.fo.
Walfang (grind) auf den Färöer ist eine soziale Angelegenheit, an der viele Menschen beteiligt sind: Bootsbesatzungen, die die Pilotwale oder Weißseitendelfine in eine Bucht treiben, diejenigen, die die Wale im flachen Wasser töten und nicht zuletzt diejenigen, die dabei zusehen. Damit gehört der Walfang nun zu den Aktivitäten, die nicht mehr stattfinden dürfen, weil der sichere Abstand nicht garantiert werden kann. Seit den Corona-Restriktionen auf den Färöer fand keine Jagd mehr statt.
Fest verwurzelte Tradition
Der Walfang trug über Jahrhunderte dazu bei, dass die Färinger auf ihren Inseln überleben konnten, und ist deshalb in der Kultur tief verwurzelt. Es ist eine Tradition, von der viele nicht lassen wollen. Auch wenn das Walfleisch heute aus gesundheitlicher Sicht bedenklich ist, weil es mit Schwermetallen aus dem Meer belastet ist. Die Beute wird größtenteils nach einem festgelegten Schlüssel unter den Einwohnern verteilt. Internationale Kritik, Absagen von Künstlern und Reiseveranstaltern sowie Einsätze von Sea Shepherd haben die Mehrheit der Färinger bisher nicht davon abhalten können, Walfang zu betreiben under zumindest zu unterstützen.
Noch keine Jagd 2020
Wie oft so eine Jagd stattfindet und wie viele Wale dabei erlegt werden, ist unterschiedlich. Im vergangenen Jahr waren es laut der Statistikbehörde Hagstova 12 Jagden, bei denen insgesamt 682 Tiere getötet wurden. 2017 waren es 19 Jagden und 1203 tote Tiere. Vor Beginn der Corona-Krise hatte 2020 noch keine Jagd stattgefunden. Der Fischereibetrieb auf den Färöer läuft normal weiter.
Corona-Update Färöer
So sieht die Corona-Lage auf den Färöer aktuell aus: Das Virus Sars-CoV-2 konnte sich aufgrund der frühen Einschränkungen nicht sehr weit ausbreiten. 184 Personen wurden positiv auf Covid-19 getestet, 157 sind schon wieder gesund. Es gab einige wenige Fälle, die im Krankenhaus behandelt werden mussten, aktuell ist dort niemand mehr. Es gab auch bisher keinen einzigen Todesfall. Mehr als 5500 Menschen wurden insgesamt getestet. Hier konnten die Färöer auf einheimische Kapazitäten setzen – ein Labor, das eigentlich Lachskrankheiten analysiert, hatte rechtzeitig umgesattelt. Ab dem 20. April sollen nun die Kitas und die unteren Grundschulklassen wieder öffnen.
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