Jäger schießen Papageientaucher auf Island

Island. Darf man Papageiertaucher im eigenen Land nicht mehr schießen, fährt man halt nach Island. So taten es einige britische Jäger, berichtete jüngst der Independent und dann auch isländische Medien.  Die Details der Geschichte werden nun aber angezweifelt. Update!

Papageientaucher

Papageientaucher. Foto Jan Steffen

Männer im Tarnanzug und mit Gewehr posieren vor toten Papageientauchern: Mit diesem Bild machte der Independent die Geschichte auf, betitelt mit „british hunters“. In Großbritannien ist der geschrumpfte Rest der Papageientaucher, englisch „puffin“, geschützt. Auf der Roten Liste des IUCN ist der weltweite Bestand von „Fratercula Arctica“ als „gefährdet“ eingestuft, in den vergangenen Jahren gab es überall im Verbreitungsgebiet, mit nur wenigen Ausnahmen, Nachwuchsprobleme.  Findige Veranstalter boten laut Independent britischen Jägern jedoch Touren nach Island an: Bis zu 100 Vögel dürften geschossen und als Trophäe mitgenommen werden. Auf Island ist die Jagd auf Papageientaucher zwar stark beschränkt worden, aber nicht illegal. Die Jäger müssen allerdings eine Erlaubnis beantragen.

Britische, amerikanische oder maltesische Jäger?

Áki Ármann Jónsson, Vorsitzender der isländischen Gesellschaft zur Jagd mit dem Gewehr (Skotveiðifélags Íslands) sagte nun allerdings gegenüber RÚV (englisch hier), die Geschichte des Independent sei Unsinn. Die Männer auf dem Bild seien gar keine Briten, sondern ein Amerikaner und einer aus Malta. Die verwendeten Fotos seien von 2008 und 2010 und von der Webseite einer Gesellschaft, die gar nicht mehr existiere. Áki Ármann Jónsson hatte selbst in der entsprechenden Abteilung des Ministeriums gearbeitet, die die Genehmigungen ausstellt.

Papageientaucher Gruppe

Papageientaucher auf Felsen. Foto Jan Steffen

Seinen Informationen zufolge sind es vor allem Amerikaner, Malteser und Italiener, die nach Island kommen, um Papageientaucher zu schießen. Erlaubt sei eine Quote von 25.000 Vögeln bei einem Bestand von sechs Millionen. Wie groß der Bestand tatsächlich ist, ist allerdings schwierig zu ermitteln. Ein isländischer Bericht von 2011 spricht von 2,5 Millionen Paaren (also 5 Millionen Individuen). Die sechs britischen Jäger, die im vergangenen Jahr kamen, hätten Rentiere und Gänse geschossen, in diesem Jahr seien drei Lizenzen für Rentiere beantragt worden.

Auf Island vom Aussterben bedroht

Die Entwicklung der großen Papageientaucherkolonien auf Island wird zweimal jährlich untersucht: Zuerst danach, wie viele Paare brüten, dann, wie viel Nachwuchs auch sewit überlebt, dass er tatsächlich das Nest verlassen und selbst auf Futtersuche gehen kann. Die abschließende Inspektion steht noch aus. Laut RÚV gibt es in diesem Jahr Hoffnung, dass die „lundi“-Saison besser ausgefallen ist als die vergangenen – das heißt aber nicht, dass die Probleme auch dauerhaft beseitigt sind. Nach der aktuellen Roten Liste Islands wird der Bestand sogar als „CR“, also als „critically endangered“, als „vom Aussterben bedroht“, geführt.

Papageientaucher

Papageientaucher am Hang. Foto Jan Steffen

Die Jagd auf Papageientaucher ist auf Island Tradition, wenn sie auch stark eingeschränkt wurde. Papageientaucher gilt als Delikatesse, wie auf den Färöer, und wird auch in Restaurants serviert. Isländer jagen allerdings nicht mit der Flinte, sondern mit einer Art Riesenkescher. Der Reykjavik Grapevine zitiert einen Isländer, der fassungslos darüber war, dass man auf so kleine Tiere mit Gewehren schießt. Außerdem sei es Verschwendung, das Fleisch mit Kugeln zu ruinieren. Eine große jagdliche Leistung sei es auch nicht, da die Vögel einfach nur da säßen.

Lundi weiter auf der Speisekarte

In Großbritannien gab es nach der ursprünglichen Geschichte Gruppen, die ein Einfuhrverbot für  Papageientaucher-Trophäen fordern und sie auch über das Artenschutzabkommen CITES besser schützen wollen.

Für den Bestand der Papageientaucher ist es auch unerheblich, ob sie von Briten, Amerikanern oder Maltesern geschossen werden.

 Ornithologe Erpur Snær Hansen sagt zu RÚV, ihn mache am meisten traurig, dass isländische Restaurants aus Gewinngier die Natur opferten und Papageientaucher auf die Speisekarte setzten.

Der Artikel wurde überarbeitet, nachdem auf der Seite von RÚV die Aussagen Áki Ármann Jónssons erschienen (letzter Stand 15.20 Uhr).

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