Bodø (Norwegen). Die einen halten „ny by, ny flyplass“ für irre, die anderen für eine historische Chance. Aber nun gibt es kein Zurück mehr. In der norwegischen Provinzhauptstadt Bodø soll der Flughafen 900 Meter weiter rücken und Platz machen für eine zentrumsnahe Stadtentwicklung. Gestern war der erste Spatenstisch, die Ausschreibungen für die Bauarbeiten laufen. Darüber berichtete NRK.
Die Vorgeschichte: Bisher wurde der Flughafen von Bodø sowohl zivil als auch militärisch genutzt. Doch die Luftwaffe fliegt jetzt ab Evenes, und das Gelände am Rand der Landzunge wird frei. Die Landebahn muss ohnehin erneuert werden. Daraus entstand die Idee, den Flughafen zu verschieben. Ein teurer Plan: Die Kosten werden auf knapp 7 Milliarden NOK geschätzt, aktuell etwa 616 Millionen Euro. Sie werden aufgeteilt zwischen dem norwegischen Staat, der Kommune Bodø und der Flughafengesellschaft Avinor. Gestern wurden die Verträge unterschrieben, die die Gebietsübertragung des Militärgeländes besiegelten. Die Bauarbeiten sollen 2024 beginnen und 2029 soll der neue Flughafen fertig sein.
Sehr viel Zuwachspotenzial für eine Stadt wie Bodø
Tatsächlich bietet der Flughafenumzug die Chance, zentrumsnah neuen Wohnraum und Platz für Gewerbe zu schaffen. Die Rede ist von 15 000 Wohneinheiten, sehr viel Zuwachspotenzial für eine Stadt wie Bodø mit aktuell 53 000 Einwohnern. Immerhin gibt es ein Krankenhaus, eine Universität, den Endbahnhof des norwegischen Bahnnetzes, eine Fähre zu den Lofoten und im kommenden Jahr ist Bodø europäische Kulturhauptstadt.
Gesamtgesellschaftlicher Nutzen oder nicht?
Um den Plan so durchzuführen wie aktuell vorgesehen, reicht die natürliche Landmasse nicht aus, es muss einiges aufgeschüttet werden. Die originale Küstenzone mit Stränden, Klippen und Inselchen geht verloren. Insgesamt ist es ein Riesenprojekt. Ein früheres Gutachten kam zu dem Schluss, gesamtgesellschaftlich lohne sich das Projekt nicht, und es gab immer wieder Kritik daran aus Kostengründen.
Historische Chance für die Stadtentwicklung?
Doch die Vision eines neuen Stadtteils mit kurzen Wegen zur Infrastruktur im Zentrum war zu verlockend, und Bodø hielt daran fest. Für einen früheren Projektleiter war es sogar „die Chance, den Fehler zu beseitigen, den man in den 1950er Jahren gemacht hat“, wie er zu NRK sagte – als man den Flughafen so anlegte, dass er die Halbinsel teilte.
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