Norwegen/Russland. Die Bucht von Andrejewa ist berüchtigt. Dort lagern ausgediente Brennstäbe von atomgetriebenen Schiffen und U-Booten aus der Sowjetzeit – nur 50 Kilometer von der norwegischen Grenze entfernt. Eine norwegisch-russische Atomsicherheitskommission steuerte die Aufräumarbeiten dieser gefährlichen Hinterlassenschaften. Doch die Zusammenarbeit liegt nun auf Eis. Darüber berichteten NRK und High North News.
Es war die norwegische Umweltorganisation Bellona, die einst Alarm geschlagen hatte angesichts der Gefahren, die durch den nuklearen Abfall in der Bucht von Andrejewa drohten. 25 Jahre lang arbeiteten dann Vertreter der norwegischen Strahlenschutzbehörde und Rosatom gemeinsam daran, die Entsorgung vorzubereiten und umzusetzen. Etwa die Hälfte soll schon entfernt sein. Die schwierigsten und risikoreichsten Aktionen stehen allerdings erst bevor, wie NRK berichtet.
Norwegen stoppt Geld, Russland stoppt Zusammenarbeit
Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hatte Norwegen allerdings seinen finanziellen Zuschuss zu den Aufräumarbeiten gestoppt. Bei der jüngsten Sitzung dieser russisch-norwegischen Kommission erklärte Russland daraufhin, man pausiere die Zusammenarbeit. Der Rosatom-Vertreter versicherte den Medien, das Aufräumen werde weitergehen, allerdings langsamer. Auch die Vorbereitungen für die Hebung versunkener Atom-U-Boote und Reaktoren sollen weitergehen. Die Arbeit daran gehörte auch zu den Projekten, die Russland in seiner Zeit als Vorsitz des Arktischen Rates vorantreiben wollte. Die sieben West-Länder haben sich aber nach dem Angriff auf die Ukraine aus dem Arktischen Rat zurückgezogen.
Weniger Kontrolle und Einfluss über die Arbeiten
Mit dem Pausieren der aktiven Zusammenarbeit hat der norwegische Strahlenschutz weniger Kontrolle und Einflussmöglichkeiten darauf, ob und wie die Arbeiten ausgeführt werden. Russland ist allerdings verpflichtet, bei einem Unglücksfall zu informieren. Dies ist in internationalen Verträgen geregelt.
Reichen die russischen Mittel?
Russland hat zwar den Großteil der notwendigen finanziellen Mittel selbst aufgebracht, aber die Zuschüssen von Norwegen und anderen europäischen Staaten zu den Aufräumarbeiten waren groß. Laut NRK waren allein 2022 schon umgerechnet rund 90 000 Euro geflossen, bevor die Mittel eingefroren wurden. Der norwegische Journalist und ehemalige Bellona-Aktivist Thomas Nilsen befürchtet, dass die Sicherung des nuklearen Abfalls nicht die höchste Priorität genießen wird, wenn Russland in ökonomische Probleme gerät.
Ein Atomunglück, bei dem die Barentssee verseucht wird, wäre nicht nur für Russland, sondern auch für Norwegen ein Problem, denn aus dem Meer holen beide ihren Kabeljau.
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