Abkehr von russischen Energieträgern: Comeback für den Torf in Finnland

Finnland. Woher Energie nehmen, wenn man möglichst keine Rohstoffe aus Russland importieren will? In Finnland führt dies nun zu einem Comeback des Torfs als Brennstoff. Dieser sollte eigentlich aufgrund seiner klimaschädlichen Wirkung zurückgefahren werden, und viele Produzenten hatten bereits den Ausstieg erklärt. Nun sind sie wieder gefragt. Darüber berichtete Yle.

Torf. Foto Elke Freese/ Wikimedia, CC BY-SA 3.0

Es war ein Regierungsziel, die Torfnutzung bis 2030 um die Hälfte zu senken. Im moorreichen Finnland ist Torf ein traditioneller einheimischer Brennstoff, aber ein hochproblematischer. Moore sind Kohlenstoffspeicher. Allein durch die Trockenlegung eines Moors für die Torfgewinnung entweicht schon darin gespeichertes CO2. Bei der Verbrennung des getrockneten Torfs wird noch mehr CO2 freigesetzt.  Der CO2-Ausstoß im Verhältnis zum Brennwert entspricht ungefähr der durchschnittlichen Braunkohle. Zuletzt gab es finanzielle Anreize, um aus der Torfwirtschaft auszusteigen. Die Nachfrage nach Torf als Brennstoff sank. Im Jahr 2021 machte Torf laut der finnischen Statistikzentrale nur noch 2 Prozent des finnischen Energieanteils aus. Damit war den Anteil gegenüber dem Vorjahr um 24 Prozent geringer. Zu denen, die den Ausstieg aus der Produktion von Torf als Brennstoff ankündigten, gehörte die Neova Group, die zu 50,1 Prozent dem finnischen Staat gehört, der Rest mehreren lokalen Energieunternehmen.

Aus für russische Hackschnitzel

In den lokalen Heizkraftwerken wurde Torf zuletzt oft durch Hackschnitzel ersetzt, unter anderem aus Russland importiert. Die Holz-Zertifizierungsgesellschaften FSC und PEFC haben die Lizenzen für Holzprodukte aus Russland und Belarus aufgehoben, die Ware darf nicht mehr mit Zertifikat verkauft werden. Forstunternehmen wie UPM haben bereits den Import aus Russland gestoppt. Plötzlich ist wieder Nachfrage nach dem einheimischen Brennstoff da, um die Versorgung zu sichern. 

Es ist nicht ganz einfach, eine stillgelegte Torfproduktion wieder in Gang zu setzen, wie Yle berichtet. Die Fläche ist wieder nass, die Maschinen vielleicht schon verschrottet. Und viele weitere hatten eigentlich die Aufgabe der Aktivitäten geplant und die „Abwrackprämie “ beantragt.

Priorität Versorgungssicherheit

Angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine hat die finnische Regierung nun neue Prioritäten gesetzt. Der Torf als einheimische Energiequelle bekommt eine längere Gnadenfrist als ursprünglich vorgesehen, um die Versorgung mit Brennstoffen zu sichern.

Die Neova Group kündigte gestern an, die Torfproduktion im Sommer wieder aufzunehmen. Die Maschinen seien noch nicht verschrottet worden. Man könne auf etwa 10 000 Hektar ruhende Produktionsgebiete zurückgreifen.

Frühere Artikel zum Thema:

Dieser Beitrag wurde unter Energie, Finnland, Russland veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert