Finnland. Torf in Finnland – eine nützliche einheimische Energiequelle oder ein übler Klimasünder? Fast 12 Prozent der finnischen CO2-Emissionen gehen auf die Torfverbrennung zurück. Das finnische Institut Sitra veröffentlichte einen Leitfaden, wie die Torfverbrennung schneller zurückgefahren werden könnte und sollte. Doch das ist auch eine politische Streitfrage.
Torf als Brennstoff wird aus drainiertem Moorboden gewonnen. Die Moose darin sind aufgrund des fehlenden Sauerstoffs nur halb verrottet. Das Material muss zunächst getrocknet werden, bevor es verbrannt werden kann. Die Entstehung von Torf braucht zwar nicht so lange wie Öl oder Kohle, aber zu lange, um als regenerative Energie zu gelten. Finnland hat viel Moorboden, die Produktion von Torf hat Tradition. 90 Prozent des gewonnenen Torfs wird verbrannt.
Kein Land der Welt verbrennt mehr Torf als Finnland. Genutzt wurde und wird Torf zwar auch in Irland, Schweden und den baltischen Ländern, aber nicht im selben Umfang. In Schweden ist die Öffnung neuer Torfproduktionen und die Verlängerung alter Lizenzen gesetzlich außerdem erschwert worden. Auch Irland kehrt von dem Brennstoff ab. Moore binden den Kohlenstoff im Boden. Sie sind außerdem ein wichtiger Lebensraum. Bei der Zerstörung von Mooren und bei der Verbrennung von Torf wird CO2 frei. Laut Yle stand der Torf im Jahr 2018 für 17 TWh. Der Ausstoss soll 6,6 Millionen Tonnen Kohlendioxidäquivalent betragen haben.
Torfverbrennung sollte bis 2030 halbiert werden
Finnland hat zum Ziel, bis 2035 klimaneutral zu werden. Dazu, so die aktuelle Beschlusslage, sollte die Torfverbrennung bis 2030 halbiert werden. Das sollte schneller gehen, meint nun das finnische Zukunftsforschungsinstitut Sitra und hat dafür Leitlinien vorgestellt, anhand derer sich die Branche sozial und ökonomisch gerecht umstellen kann. Zum einen müssen die Torfproduzenten ein neues Auskommen finden, zum anderen brauchen die Kraftwerke Ersatz. Torfproduktion ist ein Sommergeschäft, dann arbeiten laut Yle etwa 5000-6000 damit. Die Arbeitsplätze entsprächen 2300 Vollzeitstellen im Jahr.
Der Sitra-Vorschlag dürfte in der Fünf-Parteien-Regierung kontrovers diskutiert werden. Denn die finnischen Grünen wollen das Torf-Verbrennen aus Klimaschutzgründen so schnell wie möglich abschaffen. Das Zentrum sieht darin dagegen einen nützlichen, heimischen Energieträger, der Arbeitsplätze bietet. Torf wird deshalb auch steuerlich begünstigt.
Finnland muss Strom importieren
Finnland hat ein Problem, seinen Strombedarf zu decken, und importiert unter anderem aus den Nachbarländern Schweden und Russland. Bekanntermaßen soll Atomenergie die Lücke füllen. Aber der Start des Kraftwerks Olkiluoto 3 ist bereits 12 Jahre verspätet, und die Planung des Kraftwerks Hanhikivi geht ebenfalls nur langsam voran.
Deutsch-französisches Konsortium beliefert Atomkraftwerk Hanhikivi