Schweden. Lange Holzskier, Kleidung aus Wolle, Loden und Leder: Eine ungewöhnliche Schar von Skifahrern kämpfte sich gestern auf ungespurter Strecke die 90 Kilometer von Sälen nach Mora. Anlass für die anspruchsvolle Übung: Der 100. Geburtstag des Vasalaufs, eines der größten Skilanglaufrennen weltweit.
Der diesjährige „Vasaloppet“ mit seinen verschiedenen Rennen startet am 25. Februar, der klassische 90-Kilometer-Lauf erst am 6. März – dann natürlich mit modernen Skiern und Funktionskleidung. Insgesamt werden voraussichtlich wieder mehrere 10 000 Menschen an den Start gehen.
Zu Jubiläumsvasa gestern waren nur Teilnehmer mit Ausstattung wie beim ersten Lauf 1922 zugelassen. Also die damals üblichen langen Holzskier mit Riemenbindung, gewachst mit Teer, und entsprechende Kleidung. Damit nicht genug: Die Strecke war ungespurt. Ein Teil war mit einem von einem Pferd gezogenen Gerät geplättet. Und an den Kontrollpunkten wurden keine Energy Drinks und Riegel bereithalten, sondern das, was es vor 100 Jahren gab: Pfannkuchen, hartgekochte Eier, Brote, Blaubeersuppe, Wasser und Milch – und kein Plastik. Auch die Unterstützer und ein großer Teil des Publikums kam historisch gekleidet.
Holzski-Zeiten für Holzski-Fahrer
Die 130 Teilnehmer nahmen das Jubiläumsrennen durchaus ernst – und es stand die Frage im Raum: Können sie die früheren Zeiten schlagen? Der Sieger der Herren, Erik Wickström, erfahrener Teilnehmer des Normal-Laufs, brauchte 6 Stunden und 57 Minuten. Er war damit schneller als der allererste Vasalauf-Sieger Ernst Alm, schlug aber nicht die Zeit von Oskar Lindberg 1923 mit 6.32.41. Damen-Siegerin Sofia Lind – im Rock – brauchte 8 Stunden und 59 Minuten und war damit deutlich schneller als Margit Nordin im Jahr 1923 mit 10.09.42. Sofia Lind, Jahrgang 1975, hatte den klassischen Vasalauf bereits fünf Mal gewonnen. Zum Vergleich: 2021 lief Tord Asle Gjerdalens die Strecke in 3.28.18, Lina Korsgren in 3.52.08 – beides waren allerdings neue Rekorde bei extrem günstigen Wetter- und Loipenbedingungen, und natürlich mit modernem Material.
Gustav Eriksson Vasas Lauf und die Idee 400 Jahre später
Die Geschichte hinter dem Vasalauf: 1520 lief ein gewisser Gustav Eriksson diese Strecke auf Skiern. Er war damals auf der Flucht vor dänischen Soldaten. Gustav Eriksson wollte Schweden aus dem damaligen Verbund mit Dänemark lösen und betrieb Opposition gegen den dänischen König Christian II. Er schaffte es letztlich, die Leute zum Aufstand gegen „Kristian Tyrann“ zu bewegen und bestieg selbst als Gustav Vasa den schwedischen Thron.
400 Jahre später kam Lokalredakteur Anders Pers von Vestmanlands Läns Tidning auf die Idee, den Lauf des Gustav Vasa zum Vorbild für ein Skirennen zu nehmen. Der Skisport war damals im Aufwind und zog immer mehr Interesse an. Nicht unwichtig: Die Inlandsbahn war gerade eröffnet worden und ermöglichte auch den Teilnehmern aus dem Norden des Landes eine einfache Anreise. Anders Pers‘ Idee fand Gehör.
Von der Idee zur internationalen Veranstaltung
Drei Mal musste das Rennen eingestellt werden, zwei Mal davon aufgrund von Schneemangel (1932 und 1990). In den vergangenen Jahrzehnten ist die Veranstaltung stark gewachsen. Sie dient sowohl dem Breitensport als auch als Wettbewerb für die internationale Langlauf-Elite. Es gibt auch kürzere Etappen und ein Nachtrennen. Während der offizielle Vasalauf tagsüber im klassischen Stil gefahren wird, darf man nachts auch skaten.
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