Norwegen. Spannender Fund, wenig erfreulicher Hintergrund: Gletscherarchäologen haben im norwegischen Nationalpark Reinheimen im Eisfeld Digervarden einen Ski gefunden. Das Alter: Ungefähr 1300 Jahre. Vor sieben Jahren war ein ähnlicher aus derselben Zeit nur fünf Meter weiter aufgetaucht. Es ist das am besten bewahrte Skipaar der Welt. Und nur ein einzelner Ski aus Mänttä in Finnland ist noch etwas älter.
Gletscher und Eisfelder schrumpfen durch den Klimawandel immer stärker und geben frei, was sie jahrhundertelang bewahrt haben. Für Archäologen bieten diese Artefakte neue Erkenntnisse – wenn sie sie rechtzeitig finden, bevor sie an der Luft verwittern. Im norwegischen Fjell suchen die Wissenschaftler gezielt nach solchen Artefakten im Rahmen eines gletscherarchäologischen Sicherungsprogramms. Dabei handelt es sich um eine Kooperation der Fylkeskommune Innlandet (früher Oppland) und dem kulturhistorischen Museum in Oslo. Es gab bereits zahlreiche Funde, vermutlich entlang eines historischen Bergpfades. Viele dieser Funde sind im Fjellsenter in Lom zu sehen. Über das Portal Secrets of the Ice lassen die Wissenschaftler auch die Welt daran teilhaben. Die aussichtsreichste Zeit, um Artefakte zu finden, ist nach der sommerlichen Schneeschmelze, bevor im Herbst neuer Schnee fällt.
Funde aus Eisfeldern besser bewahrt als aus Gletschern
Jüngster Fund der Gletscherarchäologen ist nun der fehlende Partner des 1300 Jahre alten Skis, der 2014 im Eisfeld Digervarden entdeckt wurde. Ein Eisfeld (norwegisch isfonn) bietet oft noch bessere Chancen als ein Gletscher (norwegisch bre), um darin wirklich alte Gegenstände in gutem Zustand zu finden. Denn Gletschereis bewegt sich und zerstört dabei oft das, was in ihm verborgen ist. Eisfelder bilden sich an günstigen Stellen aufgrund lokaler Gegebenheiten, zum Beispiel dort, wo der Wind Schnee aufhäuft und wo es auch im Sommer schattig ist. Sie sind aber zu klein, um sich in Bewegung zu setzen.
1300 Jahre alte Ski – fünf Meter auseinander
Bereits vor sieben Jahren fanden die Gletscherarchäologen in Digervarden einen 1300 Jahre alten Ski – hergestellt aus Birke, mit einer Bindung aus Holz und Lederriemen. Der breite Ski wurde sogar nachgebaut und getestet. Schon damals hofften die Forscher auf das dazugehörige Exemplar – das ist nun nach fortschreitender Schmelze in fünf Metern Entfernung vom ersten Fundort aufgetaucht und noch besser erhalten. Das Skipaar ist also aus der Zeit um 700, noch vor der Wikingerzeit. Der Fund löst natürlich Fragen aus: Was ist aus der Person geworden, die diese Skier benutzt hat? Wer lässt seine Skier im Hochgebirge liegen? Möglicherweise gibt es darauf in ein paar Jahren eine Antwort …
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Schatzsucher beschädigen archäologische Fundstätte in Lappland
Video vom Fund von secretsoftheice.com, norwegisch mit englischen Untertiteln: