Schweden. Es gab Zeiten, da wurde die schwedische Inlandsbahn totgesagt. In der vergangenen Saison fuhr Inlandsbanan jedoch ein Rekordergebnis ein – und auf einem kleinen Teil soll es sogar bald wieder regulären Linienverkehr geben.
Die Inlandsbahn von Kristinehamn/Mora nach Gällivare wurde ursprünglich gebaut, um dort die Wirtschaft anzukurbeln und die Stammbahn an der Küste zu entlasten. Diese Hoffnungen haben sich jedoch nicht erfüllt, der Personenverkehr wurde eingestellt.
Im Zuge der Bahn-Deregulierung bekam 1993 Inlandsbanan AB das Recht, die Strecke zu nutzen und verwaltet sie auch zwischen Mora und Gällivare. Dahinter stehen die 19 Anliegerkommunen. Genutzt wird sie zum einen für Güterverkehr. Während der Sommermonate, von Anfang Juni bis Mitte August verkehren auch täglich Personenzüge für Touristen. Seit 2012 fährt im Winter und Frühjahr außerdem der Snötåg zwischen Östersund und Mora für die Wintersportler.
Nach Abschluss der diesjährigen Sommersaison gab Inlandsbanan einen neuen Rekord bekannt. 14 900 Fahrgäste hatten während der Sommerwochen das Angebot genutzt, teilweise reichten die Sitzplätze in den Schienenbussen nicht aus – eine neue Entwicklung in der Region. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Zuwachs von 18 Prozent, im Vergleich zu 2016 sogar von 50 Prozent. Für das kommende Jahr wird nun eine Ausweitung der Kapazitäten geprüft.
Flygskam und Hemester
Ursache für die steigende Beliebtheit sieht Geschäftsführer Peter Ekholm in zwei Trends, die gerade in Schweden aktuell und miteinander verknüpft sind: Der Trend zum Urlaub im eigenen Land und das gestiegene Bewusstsein für die Auswirkungen des Flugverkehrs.
Aus Schweden stammt das Wort „flygskam“ , Flugreisen sind zumindest in einem bestimmten Milieu nichts mehr, womit man protzen kann. Der Trend zum „Hemester“ oder „Svemester“ (Semester heißt Urlaub, also Urlaub Zuhause, „hemma“, oder Urlaub in Schweden) wird noch begünstigt dadurch, dass die schwedische Krone im Kurs stark gefallen ist und ein Auslandsurlaub deshalb teurer.
Die Inlandsbahn macht es spontanen Reisenden zudem sehr einfach: Wer ein Ticket für die ganze Strecke hat, kann aus- und zusteigen, wo immer er will („tågluffa“), und der Zug fährt im Sommer täglich. Dass sie nicht sehr schnell ist, gehört zur Attraktion dazu. Kurz vor Jokkmokk überquert man zudem den Polarkreis.
Zukunftspläne
Die Suche nach umweltfreundlichen Verkehrsalternativen betrifft jedoch nicht nur Touristen. Vor kurzem hat Inlandsbanan fünf neue Schienenfahrzeuge von Alstom gekauft, eines ist bereits vor Ort. Damit soll ein Pendelverkehr zwischen Orsa und Mora eingerichtet werden, mit den Möglichkeiten zur Ausweitung. Da die Strecke Mora-Gällivare nicht elektrifiziert ist, wird außerdem nach alternativen Treibstoffen gesucht. Neben Biodiesel ist hier auch die Umrüstung auf Wasserstoff im Gespäch, wie es der Hersteller Alstom gerade in Deutschland umgesetzt hat.
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