Spitzbergen (Norwegen). Wie viele Kreuzfahrtschiffe verträgt Spitzbergen? Eine gerade veröffentlichte Zusammenstellung von Vestlandsforsking nennt dazu zwar nur wenige konkrete Zahlen, aber eine ganze Reihe von Aspekten, die dabei bedacht werden sollten. Zentral sei dabei nicht mehr „wie viele sind möglich“, sondern eher “ was für ein Reiseziel möchte man sein“. Die Studie wurde beauftragt von Visit Svalbard und finanziert aus dem Svalbard Umweltfonds.
Spitzbergen ist in den vergangenen Jahren zu einem sehr attraktiven Reiseziel geworden – mit Ausnahme der Coronazeit, als die Inselgruppe komplett abgeriegelt war. Insbesondere um die Kreuzfahrtschiffe gibt es dabei immer wieder Diskussionen. Kreuzfahrtschiffe verursachen hohe Emissionen, viele Menschen auf einmal befinden sich plötzlich in kleinen Orten oder in der empfindlichen Natur und beeinträchtigen damit das, was sie eigentlich erleben wollen. Auf der Suche nach einer „Belastungsgrenze“ für den Kreuzfahrttourismus gehen die Forscher auf sieben verschiedene Aspekte ein – von der juristischen Belastungsgrenze aufgrund der geltenden Gesetzgebung und den Umweltaspekten bis zur Hafensituation und dem subjektiven Empfinden der Einwohner Longyearbyens.
Feste Obergrenze für geschützte Gebiete
Am einfachsten ist dabei die gesetzliche Grenze, die schon heute im Ostteil und ab 1. Januar 2025 in all den Naturreservaten und Nationalparks Spitzbergens gilt: Diese dürfen nur mit maximal 200 Passagieren an Bord angelaufen werden, und auch nur noch an 43 Stellen. Letzteres wurde zwar von den Tourismusanbietern stark kritisiert, ist aber ab kommendes Jahr geltendes Recht. Eine deutliche Einschränkung brachte auch bereits das Schwerölverbot.
Zu wenig öffentliche Toiletten in Longyearbyen
Die Untersuchung deckte einige Wissenslücken auf – so fehlt es aktuell noch an genaueren Daten zu den Emissionen der Kreuzfahrtschiffe. Ein Teil der Untersuchung widmet sich aber auch den Verhältnissen in Longyearbyen, wo aktuell die (geringe) Anzahl öffentlicher Toiletten eine Grenze setzt, und der Haltung der Lokalbevölkerung: Wie erleben sie den Kreuzfahrttourismus, und wo ist ihre „Belastungsgrenze“? Nach Umfragen beurteilen 74 Prozent die traditionelle Kreuzfahrt mit den großen Schiffen negativ, aber nur 17 Prozent die Expeditionskreuzfahrten mit kleineren Schiffen. Diese werden sogar von 70 Prozent als positiv angesehen. Wie man den Tourismus beurteilt, hing in der Umfrage allerdings auch etwas davon ab, ob man selbst in der Branche arbeitete oder nicht.
Keine Rolle spielte in dieser Untersuchung die Evakuierung im Notfall – diese wurden in den vergangenen Jahren immer wieder in mehrere diskutiert, wenn es zu kritischen Situationen mit Kreuzfahrtschiffen kam: Havariekommission zu Viking Sky: Folgenreiches Motoröl-Problem