Wasserkraft-Rückbau: Schwieriger Weg zurück zur Natur

 Inari (Finnland). Ein wenig leistungsfähiges Wasserkraftwerk abbauen und damit etwas Gutes für die Fische tun – das war vor zwei Jahren der Plan in Inari. Das 70 Jahre alte Kraftwerk Kirakkaköngäs ist eine der kleinsten Anlagen in Finnland und die nördlichste. Doch die Umsetzung dieses Pionierprojektes erweist sich als schwierig und wird noch Jahre dauern. Darüber berichteten Yle und der Barents Observer.

Kirakkaköngäs

Kirakkaköngäs liegt auf dem Weg zwischen Inari und Ivalo. Karte openstreetmap-Mitwirkende/sel

Einmal eingerichtet, liefern Wasserkraftwerke über Jahrzehnte emissionsfrei Strom. Sie behindern allerdings auch die Fische auf ihren Wanderungen. So können keine Forellen mehr vom Inarisee in den Fluss Kirakka und den See Rahajärvi schwimmen. Das Kraftwerk hat eine installierte Leistung von einem Megawatt und liefert etwa 4,5 Gigawattstunden im Jahr. Betreiber Inergia Oy könnte inzwischen darauf verzichten und sich so auch die Kosten für die anstehende Modernisierung sparen, die als nicht mehr wirtschaftlich gilt. Die „ökologische Durchgängigkeit von Fließgewässern“ ist heute auch eine Zielvorgabe der EU, für die anderswo aufwendige Fischtreppen gebaut werden. Die in Kirakkaköngäs hat nie zufriedenstellend funktioniert. Ein Abriss der Anlage klang wie eine einfache Lösung, um der Natur etwas Gutes zu tun.

Brücke zu niedrig, Hüttenbesitzer unzufrieden

So einfach wird es nicht, wie die Medien nun berichten. Ein Problem: Die Brücke über das alte Flussbett ist so niedrig, dass die Europastraße 75, die Verbindung zwischen Inari und Ivalo, bei Hochwasser überschwemmt würde. Das verhindert zurzeit die Aufstauung.

Fiele die Aufstauung weg, würde der Wasserspiegel des Rahajärvi auch automatisch sinken. Bei den Anliegern, die dort in den vergangenen Jahrzehnten Ferienhütten gebaut haben, würde das wenig Begeisterung auslösen. Die Uferzone könnte sich bis zu zweihundert Meter zurückziehen.

Schwieriger Weg zurück zur Natur

Nun wird an einer neuen Lösung gearbeitet: Der Wasserspiegel des Rahajärvi soll möglichst gehalten werden, beispielsweise durch einen versenkten Damm,  Überschwemmungen sollen verhindert werden, aber das alte Flussbett für Forellen und Äschen wieder passierbar werden.

Rund 20 Prozent der finnischen Stromproduktion kommt aus Wasserkraftwerken. Finnlands leistungsstärkstes Kraftwerk steht in Imatra in Südostfinnland und erzeugt rund 1000 Gigawattstunden im Jahr. Der Fluss, der in Finnland am meisten Energie produziert, ist jedoch der Kemijoki, an dem bis zur  Mündung in die Ostsee bei Kemi allein acht große Kraftwerke stehen, mit einer Jahresleistung von insgesamt fast 4000 Gigawattstunden – die Zuflüsse noch nicht mitgezählt.

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