Norwegen/Island. Abwechslung vom deutschen Wahlkampf nötig? Im September wird auch auf Island und Norwegen gewählt – und in beiden Fällen könnte ein Wechsel anstehen. Klare Favoriten gibt es nicht.
Norwegen wählt bereits am Montag, 13. September. Die ersten haben schon vorab abgestimmt. Premierministerin Erna Solberg von den konservativen Høyre hat bereits zwei Wahlperioden hinter sich und tritt erneut an. Solberg führt aktuell eine Minderheitsregierung aus Høyre, Venstre (liberal) und KrF (Kristelige Folkeparti). Die nationalistische Fremskrittsparti (Frp) war 2020 aus der Regierung ausgestiegen. Nach den neuesten Umfragen könnte es einen Wechsel geben: Die sozialdemokratische Arbeiderpartiet unter Jonas Gahr Støre könnte erneut größte Partei werden und diesmal ausreichend Partner und Unterstützer für eine Mehrheitsregierung finden. Senterpartiet sah zeitweise in den Umfragen sehr stark aus, diese Werte sind allerdings wieder gesunken. Zu den Wahlkampfthemen gehört die Ölpolitik, doch es sind nur kleine Parteien ( Miljøpartiet de grønne (MDG), Sosialistisk Venstreparti (SV)), die die Branche aus Klimaschutzgründen schrumpfen wollen.
Island wählt am Samstag, 25. September, also am Tag vor der Bundestagswahl in Deutschland. Die aktuelle isländische Regierung überlebte trotz ihrer ungewöhnlichen Konstellation die gesamte Wahlperiode. Premierministerin Katrín Jakobsdóttir ist beliebter als ihre Partei (Vinstri græn, links-grün). Allerdings sind einige Anhänger der Partei nicht zufrieden mit den Kompromissen, die sie in der Koalition mit Sjálfstæðiflokkurinn (Unabhängigkeitspartei liberal-konservativ, gegen EU-Beitritt ) und Framsóknarflokkurinn (Fortschrittspartei, liberal, stark bei Landwirten und Fischern) machen musste. Die Linksgrünen sind auch nicht die größte Partei der Koalition. Das ist Sjálfstæðiflokkurinn, deren Spitzenkandidat Bjarni Benediktsson den Posten des Finanzminister bekam. Nach der jüngsten Umfrage war die gesamte Regierung beliebter als die Summe ihrer Parteien. Für eine ähnliche Konstellation würde es nach dieser Umfrage nicht mehr reichen. Sjálfstæðiflokkurinn dürfte wieder stärkste Partei werden. Anders als die anderen nordischen Länder hat Island keine traditionell starke sozialdemokratische Partei.
Früherer Artikel zum Thema: Norwegen: Fremskrittspartiet verlässt Erna Solbergs Regierung