Norwegen/Russland. Die norwegische Umweltorganisation Bellona ist von Russland zur „unerwünschten Organisation“ erklärt worden. Bellona hatte zeitweise auch Abteilungen in Russland und war sehr aktiv in Umweltfragen auf der Kola-Halbinsel, vor allem in Bezug auf den ungesicherten Atomschrott. Es wird nun sehr schwierig, eine Zusammenarbeit mit Menschen in Russland fortzusetzen. Darüber berichteten NRK und der Barents Observer.
Bellona machte in den 1990er Jahren den nachlässigen Umgang Russlands mit ausgedienten Reaktoren und Brennstäben auf der Kola-Halbinsel publik. Damit machte sich die Organisation in Russland nicht beliebt. Mit ihrem lösungsorientierten Ansatz gewann sie aber auch internationale Partner zur Beseitigung der Probleme. Laut Bellona-Gründer Frederic Hauge haben internationale Geldgeber mit fast vier Milliarden Dollar zu Sicherung und Entsorgung des ex-sowjetischen Atommülls beigetragen. Ein Beispiel dafür sind die ausgedienten Brennstäbe in der Andrejewa-Bucht nahe der norwegischen Grenze, von denen der erste Teil nach Majak gebracht wurde, ein anderes die Demontage des Atomschiffes Lepse. Nachdem Russland die Ukraine angegriffen hatte, stoppten die Kooperationen und der Geldzufluss.
Büros in Murmansk und St. Petersburg geschlossen
Bellona hatte Büros in Murmansk und St. Petersburg, aber einfach war es nie. Mitarbeiter Alexandr Nikitin, ein früherer U-Boot-Kapitän, wurde 1996 festgenommen und der Spionage beschuldigt. Erst im Jahr 2000 gewann Bellona zumindest diesen Etappensieg. Später wurde die russische Abteilung zu „ausländischen Agenten“ erklärt, was die Arbeit erschwerte. Gründer Hauge ist bereits seit 2016 „unerwünschte Person“. Im vergangenen Jahr wurden die russischen Büros aufgelöst. Der Kern der russischen Abteilung, inklusive Nikitin, arbeitet heute in Vilnius, Litauen, so gut es geht.
Vorwürfe gegen die Umweltorganisation
Die russische Staatsanwaltschaft wirft Bellona nun vor, die russische Ökonomie zu untergraben, die von den Behörden verfolgte Innen- und Außenpolitik zu diskreditieren, die soziale und politische Lage im Land zu destabilisieren und die Grundlagen der verfassungsmäßigen Ordnung und der Sicherheit der Russischen Föderation zu gefährden.
Seit Beginn der „speziellen Militäroperation“ sei die Stiftung aktiv an einer antirussischen Informationskampagne beteiligt und diskreditiere die Streitkräfte der Russischen Föderation.
Für die Teams in Vilnius und Oslo wird es nun noch schwerer, aus der Ferne die Lage in Russland im Auge zu behalten. Denn nun dürfen russische Staatsbürger gar nicht mehr mit Bellona zusammenarbeiten.
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