Schweden. Ob die schwedischen Fußballerinnen heute die Bronzemedaille gewinnen oder nicht – einen feierlichen Empfang nach ihrer Rückkehr wird es nicht geben. Die potenzielle Party im Kungsträdgården in Stockholm ist abgesagt, seit die Sicherheitspolizei die Terrorgefahr am Mittwoch von drei auf vier (von insgesamt fünf) hochstufte. Befürchtet wird insbesondere ein Attentat von Islamisten. Schweden zieht zurzeit immer wieder durch Koranverbrennungen und -schändungen die Aufmerksamkeit muslimischer Länder und Organisationen auf sich.
Während die Regierung gestern darüber beriet, das Ordnungsgesetz zu prüfen, um Koranverbrennungen in Zukunft verbieten zu können, schritt Salwan Momika draußen vor den Botschaft des Irans mal wieder zur Tat. Einsatzkräfte beschützten ihn bei seiner Zündelaktion auch noch vor einer Frau, die mit dem Feuerlöscher auf ihn zielte.
Momika ist selbst Christ aus dem Irak und gibt an, dort politisch verfolgt zu sein. Zurzeit untersucht die schwedische Migrationsbehörde, ob er korrekte Angaben gemacht hat. Unter anderem wird der Hintergrund von Bildern untersucht, auf denen er mit Waffe zu sehen ist. Aftonbladet-Kolumnist Oisín Cantwell nennt ihn inzwischen „Schwedens anstrengendsten Einwohner“. Momika pocht auf seine Freiheit der öffentlichen Meinungsäußerung. Darüberhinaus ist sein Ziel, schwedischer Staatsbürger zu werden und für die Schwedendemokraten kandidieren zu dürfen. Momika ist allerdings nicht der einzige Zündler, nur der momentan auffälligste in Schweden.
Auf der Pressekonferenz anlässlich der erhöhten Terror-Warnstufe hieß es, man solle leben wie immer, aber wachsam sein. Das finden die meisten Bürger nicht sonderlich hilfreich, zeigt eine Umfrage von SVT.
Umgang mit Koranverbrennungen viel und kontrovers diskutiert
Die Frage, wie mit den Anti-Koran-Aktionen umzugehen sei, vor dem Hintergrund, dass Schweden dadurch real mehr gefährdet ist, ist ein vieldiskutiertes Thema in allen Medien. Klar ist: Eine Beschränkung der Freiheit zur Meinungsäußerung kommt grundsätzlich nicht gut an, was auch immer man von den Aktionen hält. Es gibt aber auch Kommentare, in denen auf die Bücherverbrennung der deutschen Nazis verwiesen wird und darauf, in welcher Tradition solche Aktionen eigentlich stehen, zum Beispiel von Anders Lindberg von Aftonbladet oder von Carsten Jensen in Dagens Nyheter (auch in Bezug auf Dänemark).
Der Zündler in den eigenen Reihen
Die gesammelte Opposition forderte vor einigen Tagen eine Abstimmung über den Schwedendemokraten Richard Jomshof, der Vorsitzender des Justizausschusses ist. Er sei für diesen Posten nicht geeignet, da er mit seinen Äußerungen die Stimmung noch angeheizt habe. Der Ansatz hat allerdings keine Aussicht auf Erfolg. Statt dessen mussten sich die Initiatoren anhören, sie würden für Spaltung und Unruhe sorgen, wo doch Schweden jetzt Einigkeit angesichts der wirklichen Bedrohungen brauche.
Erinnerung an das Attentat in der Drottninggatan 2017
Es gab bereits ein Attentat in Schweden, das als islamistisch eingestuft wurde: 2017 steuerte der aus Usbekistan stammende Rakhmat Akilov einen LKW in die Fußgängerzone Drottninggatan in Stockholm. Fünf Menschen starben dabei, mehr als 100 wurden verletzt. Akilov wurde zu lebenslanger Haft und Ausweisung verurteilt.
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