Steuerflüchtlinge: Reiche Norweger zieht es in die Schweiz

Norwegen. Verjagt Norwegen seine Reichen mit seiner Steuerpolitik? Seit die Regierung von Jonas Gahr Støre die Vermögenssteuer erhöht hat, haben diverse reiche Norweger  ihren Wohnsitz in die Schweiz verlegt, darunter Ex-Skistar Bjørn Dæhlie und Industrie-Investor Kjell Inge Røkke. Und noch mehr denken bereits darüber nach, es ihnen gleichzutun, zeigt eine Masterarbeit der norwegischen Handelshochschule. Darüber berichtete NRK.

Storting

Das norwegische Parlament, Storting, in Oslo.

Dass Bjørn Dæhlie für einen geringeren Steuersatz auch bereit ist, umzuziehen, sah man schon an seinem Ausflug in die norwegische Niedrigsteuer-Kommune Bø. Im Februar 2022 zog er in die Schweiz. Kjell Inge Røkke folgte im September. Inzwischen sind es mehr als 30. Manche stellen sich dabei als Opfer dar, so wie Fredrik Haga von Dune Analytics, der in Finansavisen so zitiert wird: “ Ich musste wählen: Will ich eine Basis in Norwegen haben oder will ich, dass diese Gesellschaft Erfolg hat? Es geht nicht darum, Steuern zu bezahlen. Es geht um Steuern bezahlen mit Geld, das ich nicht habe“. Auf NRK debattieren die Neu-Schweizer Jens Rugseth (IT) und Tord Ueland Kolstad (Immobilien) im April ähnlich. Dort wurde auch vorgerechnet, wie lange es den Ölfonds noch geben würde, wäre er ein privates Unternehmen: nur eine Generation.

Rechnung mit den falschen Faktoren?

Die Rechnung beruhe jedoch auf den falschen Faktoren, fanden zwei Professoren der Norwegischen Handelshochschule, Petter Bjerksund und Guttorm Schjelderup. Unter anderem die Höhe der jährlichen Entnahmen aus dem Ölfonds. Sie verwiesen auch auf die Frage der Steuergerechtigkeit: Die Investoren hätten einen viel niedrigeren Steuersatz gezahlt als gewöhnliche Arbeitnehmer, von denen auch die Unternehmen profitierten.

Das Modell Steuerflüchtling

Das Modell Steuerflüchtling ist aber gesellschaftlich anerkannt und kann sogar noch Schule machen: Für ihre Masterarbeit an der norwegischen Handelshochschule haben Balder Belsvik und Erlend Ramberg mit 149 vermögenden Norwegern gesprochen. Von diesen  dachten 60 Prozent über einen Landeswechsel nach. Und norwegische Steuerberater berichteten den Studenten, sie hätten schon vielen vermögenden Norwegern zu einem Umzug geraten.

Grundlagen der norwegischen Vermögenssteuer: Bis 1 700 000 NOK steuerfrei, Rabatt fürs Eigenheim und Unternehmen. Siehe Hier.

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Eine Antwort zu Steuerflüchtlinge: Reiche Norweger zieht es in die Schweiz

  1. Uli sagt:

    Eine schöne Definition für den oft falsch gebrauchten Begriff „sozial schwach„. Toll wäre eine Untersuchung darüber, wieviele Reiche *gerne* höhere Steuern bezahlen und *nicht* ihr Geld abziehen würden – und mit welcher Begründung. Im übrigen sollte sich die Staatengemeinschaft überlegen, ob Staaten, die solchen Steuerflüchtlingen Unterschlupf gewähren, nicht sanktioniert werden sollten.

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