Spitzbergen (Norwegen). Seit 1998 wird am Janssonhaugen auf Spitzbergen die Temperatur im Boden und die Entwicklung des Permafrosts gemessen. In diesem Sommer, der auf Spitzbergen insgesamt so warm war wie noch nie, ist auch der Permafrost so tief aufgetaut, wie man es bisher nie gemessen hat: zwei Meter tief. Das berichtete nun das norwegische Meteorologische Institut.
Spitzbergen hatte in diesem Sommer zwar keine neuen Spitzentemperaturen. Die Messstationen am Flughafen, in Ny Ålesund, in Hopen und Hornsund verzeichneten aber alle neue höchste Durchschnittswerte für August. Die Station am Flughafen verzeichnete außerdem den höchsten Durchschnittswert aller Sommermonate – Juni bis inklusive August -zusammen mit 7,8 Grad. Der frühere Rekord stammt aus dem Vorjahr, da waren es 7,4 Grad.
Permafrostmessung am Janssonhaugen seit 1998
Dieser warme Sommer wirkte sich auch unter der Oberfläche aus. Die Messtation Janssonhaugen liegt auf 275 Metern über Meereshöhe im Adventdalen, wo praktisch keine Vegetation die Oberfläche bedeckt. Es gibt dort zwei mit Instrumenten versehene Permafrost-Bohrlöcher, 15 Meter und 102 Meter tief. Bei der Einrichtung 1998 taute die oberste, die aktive Schicht im Sommer maximal 1,5 Meter tief auf. Im Jahr 2016 rückte die aktive Schicht schon einmal nahe an die 2-Meter-Marke heran. In diesem Jahr ist die 2-Meter-Marke nun erreicht.
Folgen in der Landschaft: Der Boden hält nicht mehr
Die Folgen beschreibt Klimaforscher Ketil Isaksen: Die Landschaft verändere sich. Man sehe nun mehr Wasseransammlungen auf der Oberfläche und mehr Erdrutsche und Sinklöcher in der Tundra. Der Frost halte den Boden nicht mehr zusammen. Außerdem würden Kohlenstoffverbindungen aus dem Boden freigesetzt, die bisher durch den Frost gebunden waren. Diese Entwicklung betreffe alle Permafrostregionen.
Gefahr von Erdrutschen im Herbst
Ende August/Anfang September ist die aktive Schicht normalerweise am tiefsten. Dies könne die Berghänge instabiler machen, speziell, wenn auch noch eine Periode mit viel Regen komme, so Isaksen. Man wisse von früher, zum Beispiel von 2016, das die Erdrutschgefahr groß sei, wenn die aktive Schicht neue Rekorde aufgestellt habe.
In Spitzbergen erwärmt sich das Klima schneller als weiter südlich, und auch die Wetterlagen ändern sich. Im Winter gehen nun beispielsweise häufiger Lawinen ab als früher, und oberhalb des Ortes wurden bereits massive Schutzanlagen aufgebaut.
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