Island. Vergangene Woche wurde das Walfangverbot vor Island aufgehoben. Aufgrund des schlechten Wetters waren die beiden Walfangschiffe von Hvalur jedoch noch nicht ausgelaufen – und der Start verzögert sich weiter: Gestern Morgen kletterten zwei Frauen in die Masten von Hvalur 8 und Hvalur 9. Darüber berichteten RÚV und Vísir. Update 19.30 Uhr: Nach rund 33 Stunden im Mast gaben die beiden Frauen auf und wurden von der Polizei weggebracht.
Die beiden Aktivistinnen, Anahita Babaei und Elissa Bijou, haben sich jeweils im Ausguck oben im Mast festgekettet, wo sie auch schwer von der Polizei zu entfernen sind. Ein Video von RÚV zeigt allerdings, wie ein Polizist Anahita Babaeis Rucksack mit Wasser und Essen herauszerrt, auch das Telefon soll ihr abgenommen worden sein. Die Polizei sperrte auch den Zugang ab, sodass Sympathisanten und Unterstützer keinen Ersatz liefern konnten. Die Frau blieb damit den ganzen Tag ohne Nahrung und Wasser. Dafür gab es auch schon Kritik.
Mehrfach war die Polizei dort oben, um mit den Frauen zu reden, bisher erfolglos. Am Abend spielten Sympathisanten Musik im Hafen ab, um die beiden Frauen zu unterstützen.
Laut den bisherigen Berichten handelt es sich um eine eigenständige Aktion der beiden Frauen ohne Organisation im Rücken, auch wenn Elissa Bijou bereits in einer Organisation von Paul Watson aktiv gewesen sein soll.
Protest auf Island gegen den Walfang von vielen Seiten
Nachdem bekannt wurde, dass der Walfang dieses Jahr unter Auflagen wieder erlaubt wird, hatte es von mehreren Organisationen im Hafen Proteste dagegen gegeben. Zu den Protestierenden gehört auch die isländische Filmgesellschaft True North, die durch den Imageschaden ihr Geschäftsmodell gefährdet sieht. Ein Kritikpunkt an den neuen Auflagen ist, dass sie erst ab dem 18. September gelten sollen – also nicht ab sofort.
Die zuständige Ministerin Svandís Svavarsdóttir hatte im Juni ein befristetes Walfangverbot erlassen, nachdem eine Kommission zu dem Schluss gekommen war, dass die genutzten Walfangmethoden nicht den Gesetzen des Tierschutzes entsprechen, was in diesem Zusammenhang heißt, dass die Tiere bei der Tötung zu lange leiden müssen. Die deutsche Organisation Hard to Port, die mit ihrer Dokumentation diverser Fehlschüsse auf das Problem aufmerksam gemacht hatte, schreibt zur aktuellen Entwicklung, das Moratorium habe mehr als 100 Finnwalen das Leben gerettet. Hard to port solidarisierte sich auch mit den Aktivistinnen in den Masten.
Früherer Artikel zum Thema:
Walfang auf Island vorerst wieder erlaubt – unter härteren Auflagen