Schweden. Zurzeit stellt die schwedische Regierung den Haushalt für das kommende Jahr vor. Unter den vielen Punkten, die nun für Diskussion sorgen, ist einer, der vor allem Erstaunen hervorzurufen scheint: Zigaretten sollen teurer werden, aber Snus billiger.
In Haparanda muss man nicht lange nach einem Snushändler suchen – es gibt genug.
In Ländervergleichen fallen Schweden und Norwegen durch ihren geringen Anteil an Rauchern auf: weniger als zehn Prozent. Der EU-Durchschnitt liegt bei 25 Prozent (Deutschland: 23%, Österreich: 25%, Schweiz: 19%). Das ist insofern nicht verwunderlich, als dass in Schweden und Norwegen das Tabakprodukt Snus legal ist und gerne als weniger problematische Alternative zur Zigarette genutzt wird. So „snusen“ in Schweden etwa 14 Prozent, Männer mehr als Frauen. Ähnlich sieht es in Norwegen aus. Es handelt sich dabei um kleine verpackte Einheiten, die in den Mund gelegt werden.
Die Begründung für die Steuersenkung auf Snus in Schweden: Snus sei bisher höher besteuert worden als Zigaretten und Rauchtabak, obwohl es weniger schädlich für die Gesundheit sei. Der Unterschied solle sich auch im Preis wiederfinden. Deshalb soll Snus nun etwa drei Kronen billiger werden pro Dose, während eine Packung Zigaretten etwa vier Kronen teurer werden soll. Die Änderung ist für November 2024 geplant.
Snus – gesünder?
Die Argumention hat einen Punkt: Snus enthält zwar ebenso Nikotin wie der Zigarettentabak, und in beiden Fällen ruft es eine Abhängigkeit hervor. Aufgrund des Nikotins sei Snus in der Schwangerschaft für das Baby ebenso gefährlich wie Rauchen, so eine Untersuchung des Karolinska Instituts. Andere Nebenwirkungen des Rauchens wie Lungenkrankheiten gelten jedoch nicht für Snus, es wird auch niemand gezwungen, passiv mitzurauchen. Zumindest nach bisherigem Forschungsstand gibt es auch weniger Herz-Kreislauf-Krankheiten. Dafür kann Snus das Zahnfleisch schädigen.
Keine Chance für Snus in der übrigen EU
In der EU ist der Verkauf von Snus nicht erlaubt, der von Zigaretten aber schon. Eine Änderung dieser Praxis ist trotz intensiven Lobbyings der schwedischen Snusproduzenten nicht in Sicht. Norwegen ist nicht in der EU, Schweden setzte bei seinem Beitritt zur EU eine Ausnahme durch.
Die aktuelle Regelung ist immerhin ein hervorragendes Geschäftsmodell für die zahlreichen Snus-Händler in der nordschwedischen Grenzstadt Haparanda: Dort decken sich finnische „Nuuska“-Freunde mit dem Produkt ein, das schließlich legal zu erwerben ist. Der kleine Ort verfügt über enorm viele Läden dieser Art, selbstverständlich auch mit finnischer Beschilderung. Und noch ist es auch legal, ein Kilo davon mit über die Grenze zu nehmen.
