Spitzbergen/Grönland/Kanada. Als Forscher im Jahr 2012 begannen, Polarfüchsen auf Spitzbergen ein Satellitenhalsband anlegten, rechneten sie wohl kaum damit, eine Spur bis Kanada verfolgen zu können. Eine Füchsin lief die Strecke in 76 Tagen. Darüber berichtete nun das Norwegische Polarinstitut.
Die Spur des Satellitenhalsbandes zeigte zum ersten Mal detailliert, wie ein Polarfuchs mit Hilfe des arktischen Meereises von einem Kontinent und von einem Ökosystem ins andere wandert. Es ist auch die erste dokumentierte Wanderung eines Polarfuchses von Spitzbergen nach Kanada überhaupt. Polarfuchs-Forscherin Eva Fuglei (Norsk Polarinstitutt) und Kollege Arnaud Tarroux (Norsk institutt for naturforskning, NINA) haben dazu einen Beitrag in Polar Research veröffentlicht.
Die Polarfüchsin lief noch dazu verblüffend schnell, wie die Satellitenaufzeichnung zeigte. Sie verließ Spitzbergen am 26. März 2018 und erreichte Ellesmere Island am 1. Juli. Dabei überquerte sie auch Grönland und drehte nördlich davon noch eine Schleife. Insgesamt legte sie 3506 Kilometer in 76 Tagen zurück. An zwei Tagen bewegte sie sich gar nicht, dafür schaffte sie an einem Tag auf dem grönländischen Inlandeis auch mal 155 Kilometer.
Neuer Kontinent, neue Nahrung
Wie Fuglei in dem Artikel erklärt, sind Polarfüchse auf Spitzbergen maritime Kost gewöhnt, beispielsweise Seevögel. Nagetiere gibt es dort wenige. Sie fressen aber auch Aas, beispielsweise, was ein Eisbär übrig lässt. Mit Seevögeln könnte sich die Füchsin bei ihrer Reise auch versorgt haben.
In Kanada muss sie sich nun umstellen: Die dortigen Polarfüchse leben von Lemmingen. Und bisher waren es eher diese Füchse, die weit liefen, um in schlechten Jahren anderswo Lemminge zu finden.
Selbst Eisbärenforscher sind von der Wanderung der Polarfüchsin beeindruckt: Eisbären wanderten von Spitzbergen aus meist nur nach Ostgrönland oder Franz-Josef-Land, so Fugleis Kollege Jon Aars. Wo die Füchsin heute ist, ist unbekannt, da der Sender inzwischen schweigt.
Die Reise der Füchsin zeigt aber auch, wie wichtig das arktische Eis im Sommer für die Tiere ist. Genetische Studien im Verbreitungsgebiet rund um den Pol zeigen, dass ein Wechsel zwischen den Regionen durchaus üblich ist. Nur Bestände auf Island oder auf kleinen Inseln in der Beringstraße, die heute nicht mehr vom Meereis erreicht werden, sind inzwischen isoliert. Das könne auch den Füchsen auf Spitzbergen passieren, wenn das Meereis dort verschwinde, so Eva Fuglei.
Das Polarinstitut hat noch eine Aufnahme der Füchsin aus der Zeit, als sie den Sender bekam:
Fjellreven vandret via havisen fra #Svalbard i Europa til #Canada i Nord-Amerika i et tempo ingen forskere tidligere har dokumentert. Foto: Elise Stømseng Les mer: https://t.co/Gk3xirq3YE pic.twitter.com/adzOVNFfyx
— Norsk Polarinstitutt (@NorskPolar) June 26, 2019
Global gesehen ist der Polarfuchs nicht im Bestand bedroht. In Norwegen und Schweden allerdings, wo er höher in den Bergen lebt und zu viele Konkurrenten hat, ist der Bestand schon gefährdet. Mit einem Zuchtprogramm versuchen die beiden Länder nun, die Zahl der Tiere wieder auf ein stabiles Niveau zu bringen: Hoffnung für den Polarfuchs dank Zuchtprogramm