Spitzbergen-Bewohner in der Test-Klemme

Spitzbergen (Norwegen). Während sich in Festland-Europa die Furcht vor Virusmutationen breit macht, hat es auf Spitzbergen bisher keinen Coronafall gegeben. Wie im Frühjahr soll Spitzbergen nun erneut besonders geschützt werden – doch die neuen Regeln sind selbst für Inselbewohner schwer einzuhalten.

Eisbären sind aktuell nur eins von vielen Problemen auf Spitzbergen. Foto Thomas Christiansen

So wurde am 28. Januar eine Testpflicht auf dem Festland für alle eingeführt, die nach Spitzbergen wollen. Von der Bekanntgabe bis zum Inkrafttreten der neuen Bestimmung vergingen nur acht Stunden. Die Probe muss außerdem innerhalb von 24 Stunden vor  dem geplanten Abflug aus Tromsø oder Oslo abgegeben worden sein. Wer schon einmal einen PCR-Test gemacht hat, weiß: Das könnte knapp werden. Schnelltests sind auch zugelassen, aber das Ergebnis nicht gleichermaßen sicher. Tromsø hatte für die Übergangsphase Schnelltests angeboten, aber nur bis zum vorigen Sonntag. Übrig bleibt in Tromsø nur ein privater Anbieter. „Die Testpflicht für alle, die nach Spitzbergen reisen, scheint mit heißer Nadel gestrickt zu sein und schafft praktische Probleme“, meint deshalb Rolf Stange von spitzbergen.de. Svalbardposten dokumentierte gestern seine verzweifelten Versuche, vom Gesundheitsminister hilfreiche Antworten zu erkalten. Andere, die NRK interviewt hat, sind froh, dass nur eine Testpflicht und nicht wieder eine eigene Spitzbergen-Quarantäne verhängt wurde, so wie im Frühjahr.

Dazu kommt, dass diese Tests inzwischen alle Gebühren kosten. Was ein Tourist möglicherweise zähneknirschend für den Traumurlaub seines Lebens in Kauf nimmt, kann für den Spitzbergen-Bewohner, der die Insel zwischendurch aus verschiedenen Gründen verlassen muss, schon teuer werden. Wer in Longyearbyen nur vorübergehend auf einer der Baustellen arbeitet, hat vielleicht das Glück, dass sein Arbeitgeber die Summe übernimmt. Und keineswegs alle Touristen wollen sich dem aussetzen: Nach Bekanntwerden der neuen Regel schrumpften die wenigen verbliebenen Reisebuchungen norwegischer Touristen weiter zusammen. Auch große Veranstalter müssen Personal freistellen. Kleine müssen sich etwas einfallen lassen. Umstellen auf andere Aktivitäten ist schwierig an einem Ort, wo es außer den gut 2000 Einwohnern keine potentielle Kundschaft gibt.

Was bleibt von der Tourismusindustrie?

Wer jetzt selbst nicht reisen kann, den mag das wenig kümmern. Doch die Frage ist, wie viele Anbieter durchhalten. Schwierigkeiten haben vor allem jene, die  nicht ins Raster der Staatshilfen passen. Wenn Corona hoffentlich irgendwann vorbei ist, ist Spitzbergen vermutlich noch genauso schön wie heute. Aber es könnte schwierig werden, etwas davon zu sehen, weil man ja allein und ohne Gewehr nicht weit kommt.

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