Schweden: Das Naturreservat Jielkká-Rijmagåbbå und seine Gegner

Jokkmokk (Schweden).  Mehr als 30 Jahre lang setzten sich Aktivisten für einen Schutz des Urwalds Jielkká-Rijmagåbbå nördlich von Jokkmokk ein. Im Mai fiel der endgültige Beschluss dazu der Regionsverwaltung Norrbotten. Nicht zufrieden damit ist die Kommune Jokkmokk: Sie klagt gegen den Beschluss.

Jielkká-Rijmagåbbå

Neues Naturrreservat Jielkká-Rijmagåbbå. Foto Länsstyrelsen Norrbotten

Jielkká-Rijmagåbbå, auch Jelka-Rimakåbbå geschrieben, befindet sich westlich von Porjus und der E45, ein langgestrecktes Gebiet von rund 37.300 Hektar, und schließt an bereits bestehende Reservate an. Seine nördlichste Grenze liegt am Stausee Stora Lulevatten, das südliche Ende recht fast bis zur Straße nach Kvikkjokk.  Dieser alte Nadelwald am Fuße des Fjälls beherbergt viele seltene Arten, darunter Pilze und hängende Flechten. Darauf machten schon vor 30 Jahren die Aktivisten von Steget Före um den Biologen Mats Karström aufmerksam. Es gibt darin kaum Wege, und bis auf eine größere Aktion in den 1980er Jahren wurde dort auch nicht gefällt – es lohnte sich nicht. Es gibt aber auch Gewässer und Feuchtgebiete. Auf Druck der EU wurde das Gebiet bereits 2005 in das Natura-2000-Netzwerk aufgenommen. 

Damals feierten die Aktivisten bereits, doch dann erfuhr Karström, dass die Bergbaubehörde Untersuchungen des Bodens erlaubt hatte. „Es fällt mir immer noch schwer, das zu verstehen. Wenn so ein Gebiet nicht heilig ist, was ist dann heilig?“, sagte im Interview mit Sveriges Natur.

Der lange Schatten von Kallak und der schwedische Amazonas

Bergbau ist in Norrbotten nie weit. Etwas südlich des nun geschützten Jielkká-Rijmagåbbå liegt Kallak (Gallok), Schauplatz des vermutlich größten Umweltkonflikts in Schweden überhaupt. Rentierhalter und Naturschützer stehen hier gemeinsam gegen die Interessen einer britischen Bergbaufirma, die dort Erz abbauen will. Teile der Kommune Jokkmokk befürworten das Projekt ebenfalls, weil es Arbeitsplätze bringen soll. Die Regionsverwaltung (Länsstyrelse) Norrbotten hat das Projekt abgelehnt. Das Vorkommen reiche nur für etwa 14 Jahre, der Eingriff in die Natur sei im Verhältnis dazu zu groß. Die Bergbaubehörde (Bergstaten) befürwortet dagegen das Vorhaben. Deshalb muss nun die Regierung in Stockholm entscheiden – und darauf warten jetzt alle Beteiligten schon länger.

Jokkmokks Kommun

Jokkmokks Kommun.

Die Kommune Jokkmokk war bereits mehrheitlich unzufrieden mit ihrer Regionsverwaltung, weil sie Kallak ablehnte. Und über das neue, große Naturschutzgebiet ärgerte sich der sozialdemokratische Kommunalrat ebenfalls, berichten die Medien. Es gebe bei der Regionsverwaltung Bestrebungen, immer größere, zusammenhängende Naturreservate zu schaffen, besonders in Jokkmokk. Man sehe Jokkmokk als eine Art Amazonas – diesen Vergleich will er persönlich gehört haben. Damit begrenze man die Möglichkeiten der Kommune, sich zu entwickeln, beispielsweise im Bereich Tourismus. Die Kommune klagt deshalb gegen den Beschluss.

Norrbottens Naturschutzchef bestreitet gegenüber Norrbottens Media allerdings eine spezielle Jokkmokk-Agenda. Die schützenswerten Gebiete lägen eben vor allen in den Bergen und nahe daran, und ein Teil davon gehöre eben zu Jokkmokk. Der Amazonas-Vergleich sei außerdem falsch zitiert. Und zu P4 Norrbotten (Radio) sagte er, Naturschutz und Tourismus ließen sich dort sehr wohl vereinbaren.

Früherer Artikel zum Thema: Norrbotten sagt Nein zu Grube in Kallak

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