Norrbotten sagt Nein zu Grube in Kallak

Schweden. Im Konflikt um die Genehmigung von Erzabbau in Kallak bei Jokkmokk freuen sich Rentierhalter und Umweltschützer über einen Etappensieg. Die regionale Verwaltungsbehörde Norrbotten lehnt eine Grube an dieser Stelle ab. Die endgültige Entscheidung liegt bei der Regierung in Stockholm.

Kallak

Kallak und Laponia. Bahnverlauf nur schematisch
dargestellt. Karte mit Hilfe von stepmap.

Hinter dem Vorhaben steckt die britische Gesellschaft Beowulf Mining mit ihrer schwedischen Tochtergesellschaft Jokkmokk Iron Mining.  Dass es auf der Halbinsel im seenreichen Verlauf des Lille Luleälv ein Erzvorkommen gibt, ist schon länger bekannt. Zur Hochzeit der Erzpreise, um 2010, begann sich Beowulf Mining dafür zu interessieren und führte Probebohrungen durch. 2013 beantragten sie die Genehmigung zum Abbau und führten Tests durch. Es kam zur größten Protestaktion gegen ein Grubenprojekt in der schwedischen Geschichte. Zwei Monate lang besetzten die Gegner die Zufahrt zum Testgelände.

Erz versus Rentiere und Laponia

Das Vorhaben spaltet die Kommune Jokkmokk. Für die einen ist die Grube eine Chance auf Arbeitsplätze in einem Gebiet, wo es nicht viele Alternativen gibt. Für die Rentierhalter der Samenkooperative Jåhkågasska wäre sie wiederum ein massives Hindernis oder gar das Ende ihres Erwerbszweiges und damit auch ihrer Lebensform. Aufgrund der geografischen Verhältnisse vor Ort können sie nicht einfach ausweichen ( siehe auch Sápmi/Heutige Konflikte). Umweltschützer fürchten negative Folgen für den Fluss und die Region durch den Erzabbau.

Nördlich von Kallak liegt außerdem das von der UNESCO anerkannte Welterbe-Gebiet Laponia. Innerhalb des Gebietes liegen vier Nationalparks. Die traditionelle Lebensform der Samen mit ihren Rentieren gehört ausdrücklich zum Konzept des Welterbe-Gebietes dazu.

Teurer Erztransport

Die regionale Verhaltungsbehörde (Länsstyrelse) Norrbotten, die auch für Umweltfragen zuständig ist,  hatte das Projekt bereits 2014 abgelehnt. Die Bergbaubehörde wiederum ist dafür. Zuletzt lag der Fall bei der Regierung in Stockholm. Die forderte eine ergänzende Stellungnahme der Regionalverwaltung. Diese liegt nun vor. „Die Behörde ist insgesamt zu dem Urteil gekommen, dass mehrheitlich Gründe dafür sprechen, dass eine Abbaukonzession nicht erteilt werden sollte“, heißt es in der Pressemitteilung der Verwaltung Norrbotten.

Jokkmokk

Bahnhof Jokkmokk: Nicht fit für eine Erzbahn.

In der Stellungnahme heißt es unter anderem, dass eine Grube in ihrer aktiven Phase zwar Arbeitsplätze in Jokkmokk schaffen könnte.  Sie würde aber eine massive Investition in die Infrastruktur zum Abtransport des Erzes notwendig machen und einen massiven Eingriff in die Natur bedeuten. Die Rentierhaltung würde deutlich erschwert.  Dafür würde die Grube aber vergleichsweise kurz, etwa 14 Jahre, in Betrieb sein – dann wäre das Erz abgebaut.

Der Transport bis zur Verladestation der Erzbahn in Gällivare sollte ab Jokkmokk auf den Gleisen der Inlandsbanan (siehe Reisen/Mit der Bahn/Inlandsbanan) geschehen. Die Gleise und Brücken müssten für die schwere Fracht aufgerüstet werden, ebenso die Straßen bis Jokkmokk – oder es müssten zusätzliche Gleise verlegt werden. Das sei mit Blick auf eine nachhaltige Entwicklung gesamtwirtschaftlich nicht vertretbar, heißt es in der Stellungnahme.

Norrbottens Verwaltung kommt deshalb zu dem Schluss, dass die Rentierhaltung dort Vorrang haben sollte. Auch der Blick auf das Welterbe Laponia floss in die Beurteilung mit ein.

Anhand von internen Dokumenten, die den Weg in die Öffentlichkeit fanden, wurde allerdings klar, dass es in der unterschiedlichen Abteilungen der Behörde auch unterschiedliche Meinungen zu dem Fall gab.

Sowohl Jokkmokks Kommunalrat als auch der neue Vorsitzende von Beowulf Mining äußerten sich im schwedischen Fernsehen enttäuscht und hoffen nun auf Stockholm. Für die Samen und die Umweltschützer ist die Stellungnahme der Regionalverwaltung ein wichtiger Etappensieg. Wann mit einem endgültigen Bescheid zu rechnen ist, ist noch unklar.

Ob die Grube sich überhaupt wirtschaftlich tragen würde, ist eine weitere Frage. In Pajala hat man bereits schlechte Erfahrungen gemacht (siehe Zukunftspläne für Pleite-Grube in Pajala). Auch große Akteure leiden unter dem schwankenden Weltmarktpreis (siehe Kiruna – eine Stadt zieht um).

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