Scheitert der finnische Impfstoff am Geld?

Finnland. Ein Impfstoff, der leicht anzuwenden ist. Außerdem urheberrechtlich nicht geschützt und damit günstig von allen zu reproduzieren – wer könnte dazu schon nein sagen? Doch das Projekt von drei finnischen Professoren, das „Linux“ der Impfstoffe, droht an den Kosten für die letzten Testphasen zu scheitern. Darüber berichteten Yle und Yle News.

Nasenspray

Impfen mit Nasenspray statt Spritze? Foto Amol Sharma/ pixabay

Im Mai vergangenen Jahres berichteten finnische Medien über einen Impfstoff gegen Covid-19, der in einheimischen Labors entwickelt wurde und fast startklar für die ersten Tests sei. Dahinter standen drei Professoren: Kalle Saksela, Professor der Virologie an der Universität Helsinki und zwei Kollegen von der Universität Ostfinnland in Kuopio, Seppo Ylä-Herttuala und Kari Alitalo. Ihre Entwicklung beruht auf öffentlich zugänglichen Forschungsergebnissen, die sie weiterentwickelt und ebenfalls öffentlich zugänglich gemacht hatten. Sie vergleichen ihren Impfstoff mit Linux, der ursprünglich ebenfalls aus Finnland stammende Open-Source-Software des Entwicklers Linus Torvalds.  Der Impfstoff muss nicht gespritzt werden, sondern wird per Nasenspray verabreicht, was Vorteile haben soll. Die drei Professoren wollten damit auch ermöglichen, dass Finnland nicht von großen Pharmakonzernen abhängig ist, wenn es um die Verteilung der ersten Impfdosen geht.

Geld für die Tests fehlt

Vom Impfstoff-Entwurf bis zum zugelassenen Produkt ist es jedoch ein weiter Weg, vor allem, wenn man keinen finanzkräftigen Konzern im Rücken hat. Ende vergangenen Jahres gründeten die drei Professoren Rokote Laboratories (Rokote – Impfstoff), um Mittel von Investoren anwerben zu können. Es wird viel Geld benötigt, um die nächsten Teststufen umsetzen zu können – acht Millionen Euro für die Fertigstellung der zweiten und 50 bis 60 Millionen für die dritte Stufe. Das Projekt sei nun an einem kritischen Punkt, so hatte Saksela jüngst gegenüber Yle erklärt. Um die Tests durchzuführen, werden sehr viele Versuchspersonen benötigt, die noch nicht geimpft sind, sowie ein Umfeld, in dem sie potenziell dem Virus ausgesetzt sind. Könne die Finanzierung nicht schnell gesichert werden, „sei der Zug abgefahren“.

Hoffnung auf Investoren und den Staat

Bisher konnten sie sich nur einige wenige Millionen Euro sichern. Ihre Vermutung: Das Projekt sei nicht attraktiv, weil es kein Patent habe und sich deshalb nicht so viel Geld damit verdienen ließe. Saksela wünscht sich mehr Interesse und Engagement vom Staat, weil dann auch private Investoren nachziehen würden. Zumindest Wohlwollen gab es es jüngst von Wirtschaftsminister Mika Lintilä. Ob es nun auch mit einem Zuschuss klappt,  ob dieser rechtzeitig kommt, ob privates Geld folgt und ob es reicht, wird sich bald zeigen.

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