Reykjavík (Island). Was tun gegen Feinstaub? In Reykjavík war mal wieder schlechte Luft angesagt – da lud die städtische Busgesellschaft Strætó zur Gratisfahrt. Folgt man den Meldungen unter #grárdagur, nutzten tatsächlich viele dieses Angebot und ließen das Auto stehen.
Grár dagur, grauer Tag, so nennen sie es in Reykjavík, wenn kein Wind geht und die schlechte Stadtluft wegbläst – die Sonne kann dabei trotzdem scheinen. Verantwortlich dafür sind in Reykjavík neben den Abgasen der Autos vor allem die Reifen mit Spikes, die im Winterhalbjahr gefahren werden dürfen. Diese haben zwar den besseren Halt auf festgefahrenem Schnee und Eis. Sie reißen aber auch mehr Partikel aus dem bloßen Asphalt und sorgen so im Spätwinter für eine hohe Feinstaubbelastung. Dieses Problem kennen viele nordische Städte. Reifen mit Spikes dürfen deshalb nur bis zu einem gewissen Zeitpunkt gefahren werden, meist bis zum 15. April – es sei denn, man hat immer noch „winterliche Straßenlage“. In Reykjavík liegt kein Schnee mehr, am 15. April ist Schluss.
Reifen mit Spikes erzeugen besonders viel Feinstaub
„Das Auto stehen lassen“ gilt deshalb gerade im Winter als effektiv gegen Feinstaub. Um die Menschen zum Umsteigen zu bewegen, hatte die städtische Busgesellschaft Strætó deshalb angekündigt, bei entsprechender Wetterlage die Fahrgäste gratis mitzunehmen. Gestern war es dann soweit: Für den Montag war wenig Wind und deshalb schlechte Luft angekündigt, und Strætó lud zur Gratisfahrt. Einfach einsteigen ging allerdings nicht, man musste schon ein entsprechendes Ticket per App herunterladen.
Ob es nun daran lag oder an einer zu pessimistischen Vorhersage: Die Luft im Großraum Reykjavík blieb fast überall im „grünen Bereich“, außer in Kópavogur. Viele befolgten die Aufforderung und teilten ihre Erfahrung mit dem Bus über die sozialen Medien – die einen lobend, andere kritisch. Einige setzten sich lieber aufs Rad – auch das hilft natürlich. Finanziert wurde der öffentliche Verkehr an diesem Tag allein von Strætó. Im Interview mit RÚV bezifferte der Geschäftsführer die Kosten auf etwa drei Millionen isländische Kronen (etwa 22 500 Euro). Ob es eine Wiederholung gibt, werde sich nach der Auswertung des Tages zeigen. Die Stadtverwaltung besprühte die Straßen außerdem mit Magnesiumchlorid, um die Schadstoffe zu binden.
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