Polfahrer Ousland/Horn: Nicht mehr allein im Eis

Arktis/Spitzbergen/Norwegen. Børge Ousland und Mike Horn sind nach ihrer Tour quer über das Polareis  auf dem Schiff „Lance“ angekommen. In Norwegen gab es inzwischen auch Kritik an der Berichterstattung über die beiden Polfahrer: Sie sei zu dramatisch (Update 8.12., 1.00 Uhr).

Lance

Die „Lance“ wurde früher vom norwegischen Polarinstitut als Forschungsschiff genutzt. Hier bei einem der damaligen Einsätze. Foto Tuomas Romu, CC BY-SA 3.0 /Wikimedia

Proviant leer und immer noch nicht am Ziel, dafür Frostschäden,  Finsternis und schwierige Eisverhältnisse. Nicht viele hätten in den letzten Tagen gerne mit Børge Ousland und Mike Horn getauscht. Es gab ständig neue Updates über ihre Tour in norwegischen Medien, vor allem in VG, die zwei Reporter an Bord der „Lance“ hat, dem Schiff, das die beiden abholen soll. Es ist inzwischen weit in das Eis eingedrungen, damit ihr Weg kürzer wird. Zwei Mitglieder des Backup-Teams kamen ihnen mit Proviant entgegen. Doch der Wind und das sehr bewegliche Eis, in dem sich immer wieder breite Spalten auftun, erschwerten beiden Teams den Weg. Inzwischen wurde auch bekannt, dass Mike Horn kurz vor dem Zusammentreffen in dünnem Eis eingebrochen war. Ousland konnte ihn herausziehen.(Quellen: VG, NRK)

Berichterstattung zu dramatisch?

Lars West Johnsen, Redakteur bei Dagsavisen, hatte jetzt die Nase voll: Die dargestellte Dramatik sei Fake News. Im Gegensatz zu Amundsen oder Nansen seien die beiden nur eine SMS zum Sysselmannen auf Spitzbergen weit entfernt von einer Rettung durch einen Hubschrauber und einem warmen Bett in Longyearbyen. Doch dies sei nicht gewollt, denn sonst lasse sich die Geschichte nachher nicht verkaufen, schrieb er in seinem Kommentar.

Die kritisierten Medien verteidigten ihre Berichterstattung: Die Leser wüssten sehr wohl, unter welchen Rahmenbedingungen die Expedition stattfinde. Es wird auch daran erinnert, dass die beiden ihre Social Media Accounts nicht selbst updaten. Ihr wichtigstes Kontaktmedium zur Umwelt ist offenbar das Satellitentelefon.

Polarexpeditionen und Klimawandel

Der Klimawandel spielt eine große Rolle bei dieser Expedition: Zum einen machte er sie erst möglich: Nie zuvor konnte ein Boot wie der Segler Pangaea so weit nördlich vordringen und damit die Strecke über das Eis deutlich verkürzen. Zum anderen erschwerte aber auch dünnes Eis den Weg. Das ist zum einen jahrszeitlich bedingt, es gibt aber auch einfach weniger dickes Eis, das den Sommer überlebt.

Nordpol

Meereis. Foto NOAA

Das erleben Ousland und Horn nun hautnah, und das ist auch jenseits ihrer Expedition ein Problem, denn junges Eis hat andere Eigenschaften als altes. Junges Eis wächst zwar schneller als altes, aber es ist auch anfälliger für Wind und salziger. Frühere Polfahrer konnten das Wasser des mehrjährigen Eises sogar trinken, weil es durch den darauf fallenden Schnee seine Eigenschaften verändert. Die Unterschiede lassen sich sogar per Satellitenmessung erkennen. Insgesamt 70 Prozent des Eises im nördlichen Polargebiet, so ergab eine Untersuchung der NASA, bestehen nun aus dem saisonalen Eis, das im nächsten Sommer wieder schmilzt. Nicht ohne Grund hat Russland seine Forschung auf Driftstationen aufgegeben und baut jetzt eine „Drift-Plattform.

Lance muss auch wieder raus aus dem Eis

Der Expeditionsleiter an Bord der „Lance „wies darauf hin, dass auch ein Helikoptereinsatz nicht immer möglich sei.  Nun muss das Schiff auch erst einmal selbst wieder aus dem Eis kommen. Um einem Schiff Probleme zu machen, reicht die Dicke noch.

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