Phänomen Eisstrom: Russische Wawilow-Eiskappe überrascht Forscher

Russland. Gletscherschmelze kann sehr unterschiedlich aussehen. Ein besonders ungewöhnlicher Fall ist die Wawilow-Eiskappe  auf Sewernaja Semlja. Nachdem sie bereits durch einen sogenannten „Surge“ sehr viel Masse verloren hat, wird dort nun zum ersten Mal die Bildung eines „Eisstroms“ beobachtet. Darüber berichtet eine neue Studie der Cornell University. Die Wawilow-Eiskappe hat seit 2013 11 Prozent ihrer Masse verloren.

Russische Arktis

Spitzbergen (Norwegen) und die Inseln der russischen Arktis. Kartenbasis Google Earth, Bilder US Geological Survey, Landsat/Copernicus, IBCAO

Die Wawilow-Eiskappe lässt Forscher schon seit Jahren rätseln.  Lange war sie nur eine von mehreren Eiskappen auf der größten Insel des Archipels Sewernaja Semlja, der Oktoberrevolution-Insel. Doch dann begann die Gletscherfront an einer Stelle ins Meer zu rutschen – immer schneller. Dabei schob sich die Front zwar immer weiter ins Meer hinaus, gleichzeitig verlor der Gletscher aber immer mehr an Masse. Dies konnte anhand der Auswertung von Satellitenbildern festgestellt werden. Das Phänomen wird „Surge“ genannt und tritt eigentlich zeitlich begrenzt auf. Surge hat auch auf Spitzbergen zugenommen, das ein Stück weiter westlich liegt. Die Lage in dieser Region begünstigt das Phänomen offenbar. Bei der bis zur Jahrtausendwende recht unauffälligen russischen Eiskappe rutschte die Masse im Rekordtempo davon.

Erster Eisstrom jenseits von Grönland und Antarktis

Anders als erwartet, hörte der Surge jedoch nicht auf, der Strom wurde nur etwas langsamer. Hauptautor Whyjay Zheng von der Cornell University geht nun davon aus, das sich dort gerade ein „Eisstrom“ bildet, was noch nie beobachtet wurde. Im Hauptstrom fließt das Eis mit knapp fünf Kilometern im Jahr. Eisströme waren bisher nur aus der Antarktis und Grönland bekannt. Seit 2013 verlor die Eiskappe 9,5 Milliarden Tonnen Eis. Dieser Verlust sei unwiederbringlich, so Zheng in der Pressemitteilung der Universität. Wissenschaftler erhielten so einen weiteren Hinweis darauf, wie die Erderwärmung vor sich gehe. Sei das Eis jetzt einmal verloren, sei es verloren – und es gebe mehr Wasser in den Ozeanen.

Früherer Artikel zum Thema: Russische Wawilow-Eiskappe schmilzt im Rekordtempo ab

So entwickelt sich ein Eisstrom:

Dieser Beitrag wurde unter Klima, Russland, Spitzbergen veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert